Klöster als landschaftsprägende Denkmale. Die Abteien Banz und Langheim im Vergleich

Autor:in

Thomas Gunzelmann

Veröffentlichungsdatum

1. März 2023

Einleitung

Denkmale als Geschichtszeugnisse sind an einen bestimmten Ort gebunden. Aus dieser Ortsgebundenheit ergeben sich zwangsläufig Bezüge des Denkmals zum ihn umgebenden Raum. Die Diskussion über den Raumbegriff in den Sozial- und Kulturwissenschaften seit dem sogenannten spatial turn1 kann hier allenfalls oberflächlich gestreift werden, allenfalls um die eigene Position in diesem Geflecht zu verorten. Heftig wird dabei ein Gegensatz zwischen materialistischen und sozialkonstruktivistischen Raumauffassungen diskutiert2 und häufig die Überlegenheit des Letzteren postuliert. In diesem Beitrag wird Raum grundsätzlich als flächenhafte materielle, gestaltbare und durch den Menschen wahrgenommene Umgebung verstanden, jedoch im Bewusstsein, dass diese in Handlungen und Kommunikationszusammenhängen konstruiert wird. Dennoch sind solche „Konstruktionen“ weder unabhängig von materiellen Vorgaben, noch sind Orte oder Räume unabhängig von Vorstellungen und Handlungen. So findet eine fortwährende Wechselwirkung zwischen Materialität und Konstruktion statt. Damit entsteht ein raum-zeitliches Kontinuum, in welchem sich Räume und ihre Bewertungen fortwährend modifizieren. Immerhin darf festgehalten werden, dass sich Abhängigkeiten von materiellen Raumvorgaben und ein spezifischer Umgang mit diesen im Lauf der Zeit stetig verringert haben, mit der Folge nur noch schwer zu beherrschender Rückkopplungen, die wiederum vom materiell-physischen Raum ausgehen, man denke an den Klimawandel. Neuerdings wird sogar aus aktuellem und schrecklichem Anlass von einem „analogue turn“ gesprochen, der den physischen Gegebenheiten der Landschaft Aufmerksamkeit schenken möchte, man denkt dabei die Zwänge, die große Flüsse wie gefrorene wie auch aufgeweichte Böden im Krieg verursachen.3

  • 1 Döring, Jörg/Thielmann, Tristan, Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften, Bielefeld 2008.

  • 2 Vgl. Günzel, Stephan, Raum. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart/Weimar 2010, S. 94.

  • 3 So Sonja Zekri im Kommentar „Über die Ufer hinaus“ in der Süddeutschen Zeitung Nr. 197 vom 27./28. August 2022.

  • Entscheidend für unsere Fragestellung ist, dass die Beziehung des Denkmals zu seiner Umgebung historisch fundiert ist und damit dem Wandel der Zeit ebenso wie das Denkmal selbst unterliegt. Sie gehören als „geistiger“ oder immaterieller Bestandteil zum Denkmal dazu.4 Der Raum um das Denkmal wird daher durch diese Bezüge beeinflusst, in manchen Fällen auch gestaltet. Die Umgebung wiederum kann aber auch auf das Denkmal reagieren und selbst auf dieses Einfluss nehmen. Diese materiellen und immateriellen Wechselwirkungen werden unter dem Stichwort der Raumwirkung oder der Raumwirksamkeit des Denkmals zusammengefasst. Der Einflussbereich des Denkmals auf den Raum, sowie der Bereich des Raumes, der auf das Denkmal und seine Integrität zurückwirkt, werden „Wirkungsraum“ und „Wirkungsbezugsraum“ genannt. Die Diskussion um diese nicht einheitlich verwendeten Begriffe braucht hier nicht im einzelnen nachvollzogen zu werden. Eingeführt in die Diskussion hat sie Tilmann Breuer, dem ohnehin viele Erkenntnis zum Verhältnis Denkmal und Ort zu verdanken sind.5 Für Volkmar Eidloth ist der Wirkungsraum der Raum, auf den das Denkmal visuell wirkt, der Wirkungsbezugsraum dagegen der Raum, der auf das Denkmal zurückwirkt.6 In jüngeren Publikationen fasst man unter dem schlichteren Begriff „Wirkungsraum“ nicht nur die Wirkungen, sondern auch die Wechselwirkungen.7 Die Raumbezüge eines Denkmals können sich im Lauf der Zeit verändern, sie können umgedeutet, vergessen und zerstört, sie können aber auch konserviert und in manchen Fällen sogar wiederhergestellt werden.8

  • 4 Breuer, Tilmann, Baudenkmalkunde. Versuch einer Systematik, In: Denkmalinventarisation in Bayern. Anfänge und Perspektiven, hrsg. v. Tilmann Breuer, München 1981 (= Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 9), S. 6–11, S. 8.

  • 5 Breuer, Tilmann, Die Baudenkmäler und ihre Erfassung. Ausführliche Darstellung aus der Sicht des Kunsthistorikers, In: Schutz und Pflege von Baudenkmälern in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Handbuch, hrsg. v. August Gebeßler/ Wolfgang Eberl, Köln 1980, S. 22–57, S. 38 und Breuer, Tilmann, Denkmallandschaft. Ein Grenzbegriff und seine Grenzen, In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, 3/4/37 (1983), S. 75–82, S. 77.

  • 6 Eidloth, Volkmar, Das Baudenkmal in seiner Umgebung. Umgebungsschutz als konservatorischer Auftrag, In: Sozialer Raum und Denkmalinventar. Vorgehensweisen zwischen Erhalt, Verlust, Wandel und Fortschreibung, hrsg. v. Birgit Franz/ Gabi Dolff-Bonekämper, Leipzig 2008 (= Schriftenreihe des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege 17), S. 53–60, S. 55.

  • 7 vgl. Sandmeier, Judith, Überlegungen zum Raumbezug von Denkmälern, In: Kulturelles Erbe und Windenergienutzung. Berücksichtigung von Denkmälern und historischen Kulturlandschaften bei Windenergieanlagen, hrsg. v. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 2017 (= Arbeitsheft der LWL-Denkmalpflege, Landschafts-und Baukultur in Westfalen 18), S. 29–35, S. 30.

  • 8 Gunzelmann, Thomas, Ist Struktur Substanz? Der Substanzbegriff und die städtebauliche Denkmalpflege, In: Denkmalpflege braucht Substanz. Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland und 83. Tag für Denkmalpflege 7.–10. Juni 2015 in Flensburg, hrsg. v. Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, Kiel 2017 (= Beiträge zur Denkmalpflege in Schleswig-Holstein 6), S. 143–153, S. 143; Sandmeier, Raumbezug (wie Anm. 7), S. 29.

  • Die Ausdehnung des Wirkungsraumes ist nun wiederum abhängig von den physischen Abmessungen und in hohem Maße von dessen topografischer Lage, aber auch von der historischen Bedeutung des Denkmals. Selbst ein kleines, auf den ersten Blick wenig „raumgreifendes“ Denkmal, etwa ein Bildstock, besitzt Raumbezug und Raumwirkung. Es ist – wiewohl später oft versetzt – als religiöses Mal und zugleich gesetztes Denkmal gedanklich untrennbar mit seinem Standort verbunden, der meist ein Schicksals- oder Unglücksort gewesen ist. Es will gesehen werden, um erinnern zu können und es ist in funktionale Zusammenhänge, wie dem historischen Wegenetz eingebunden, besitzt also visuelle, funktionale wie auch geistig-assoziative Bezüge zu seiner Umgebung.

    Es gibt aber auch Denkmale – und die Gesamtanlage des Klosters Banz zählt sicherlich zu ihnen – die aufgrund ihrer Größe wie ihrer herausgehobenen topografischen Situation weit in ihre Umgebung hinein wirken. Wenn dieser Raum als „Landschaft“ wahrgenommen werden kann, lässt sich die Raumwirkung auch als Landschaftsprägung beschreiben. Wie der Raumbegriff ist auch der Landschaftsbegriff Gegenstand weitgreifender Diskussionen. Er besitzt einen weiten semantischen Hof9, weswegen man gut beraten ist, die eigene Sichtweise des Begriffs offenzulegen. Hier wird Landschaft als ein Ausschnitt der Erdoberfläche verstanden, der von Mensch und Natur gemeinsam geprägt wird. Will man den Anteil des Menschen im Lauf der Geschichte betonen, kann man auch von Kulturlandschaft sprechen. Im Gegensatz zum eher nüchternen Raumbegriff steht beim Landschaftsbegriff die Visualität und die Materialität, bisweilen auch die Ästhetik und die Emotion im Vordergrund. Zudem hebt der Begriff auch die Individualität ab, damit können Landschaften als von einander abgrenzbare Einheiten aufgefasst werden. Dabei ist zu konstatieren, dass es sich dabei um geistig und sozial konstruierte Individualitäten handelt, die von verschiedenen Gruppen oder im zeitlichen Verlauf jeweils anders wahrgenommen werden können. Anstelle des neutralen Begriffs der Raumwirksamkeit wird der stärker subjektive, individualistisch und identitätsbezogene Begriff der Landschaftsprägung verwendet, nicht weil er im analytischen Kontext besser geeignet wäre, sondern weil er im Bezug auf die Vermittlung dieser Inhalte in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion überlegen erscheint. Landschaft und damit auch die sie prägenden Denkmale dienen der Produktion von Regionalität und Identität. Auch wenn beide Begriffe im denkmalfachlichen Zusammenhang kritisch zu hinterfragen wären, sind ihre Bedeutungen doch geeignet, Anschlussfähigkeit in der politischen Diskussion um den Schutz herzustellen.

  • 9 Vgl. Schenk, Winfried, „Landschaft“ und „Kulturlandschaft“ – „getönte“ Leitbegriffe für aktuelle Konzepte geographischer Forschung und räumlicher Planung, In: Petermanns Geographische Mitteilungen, 146/6 (2002), S. 6–13; Leibenath, Markus/Gailing, Ludger, Semantische Annäherung an „Landschaft“ und „Kulturlandschaft", In: Suburbane Räume als Kulturlandschaften, hrsg. v. Winfried Schenk/ Manfred Kühn/ Markus Leibenath/ Sabine Tzschaschel, Hannover 2012 (= Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL 236), S. 58–79.

  • Landschaftsprägende Denkmale sind solche, deren Wirkung in einen größeren, eben als Landschaft zu beschreibenden Raum hinausgeht. Sie dürfen also nicht nur ihre Nachbarschaft oder nähere Umgebung prägen, wie dies in der Regel etwa bei Baudenkmalen in Dörfern oder Städten der Fall ist, sondern sie müssen eine Fernwirkung besitzen, die über eine geschlossene Siedlung hinausgeht, oder einen Standort außerhalb von Ortschaften aufweisen. Dabei muss die Umgebung für Erscheinungsbild, Wesen und Wirkung des Denkmals von solcher Bedeutung sein, dass deren Veränderung zwangsläufig auch das Denkmal berührt. Dies ist der Fall, wenn das Denkmal in seiner Aussagekraft in hohem Maße auf seine Umgebung bezogen ist, etwa durch bewusst hergestellte Blickbeziehungen, durch zugehörige Wegebeziehungen oder eine spezifische topografische Lage. Geordnet nach dem Grad ihrer offensichtlichen Wahrnehmbarkeit lassen sich drei Bereiche solcher Relationen unterscheiden: visuelle, strukturell-funktionale sowie symbolisch-assoziative Bezüge. Dabei darf es nicht nur um die Beziehungen an sich, sondern es muss um deren historische Bedeutungsinhalte gehen.10

  • 10 Gunzelmann, Ist Struktur Substanz (wie Anm. 8), S. 145.

  • Die visuelle Raumwirkung des Denkmals ist leicht nachvollziehbar. Das Denkmal verknüpft sich aber auch strukturell und funktional mit seiner Umgebung. Man denke etwa an den Wallfahrtsweg zur Wallfahrtskirche, der durchaus eine Wirkung über viele Kilometer hinweg entfalten kann oder an den Mühlgraben, ohne den die historische Wassermühle nicht laufen könnte. Und schließlich ist das Denkmal symbolisch-assoziativ mit seinem Umfeld verbunden. Dass die Burg ein Symbol des Machtanspruchs über den sie umgebenden Raum ist, erschließt sich heute noch jedermann leicht.11 Assoziative Bezüge des Denkmals korrespondieren nur noch im übertragenen Sinn mit dem Raum, vielmehr aber mit der mit dem Raum verbundenen Gedankenwelt in Literatur, bildender Kunst, Musik, kultischen oder weltlichen Bräuchen, Sagen und Legenden. Sie werden nur in der geistigen Auseinandersetzung mit dem Denkmal, seiner Geschichte und seinem Raum wahrnehmbar.

  • 11 Warnke, Martin, Politische Landschaft: Zur Kunstgeschichte der Natur, München [u.a.] 1992, S. 47-55.

  • So besitzen Denkmale – und gerade die landschaftsprägenden – sowohl einen visuellen, als auch strukturell-funktionalen und einen assoziativ-symbolischen Wirkungsraum, die sich jeweils überlagern und nicht zwingend eine identische Ausdehnung besitzen müssen.12 Diese vielschichtigen Raumbezüge und -wirkungen sollen nun am Beispiel der ehemaligen Klöster Banz und Langheim untersucht werden.

  • 12 Gunzelmann, Ist Struktur Substanz (wie Anm. 8), S. 146.

  • Die Raumwirksamkeit der Klöster Banz und Langheim

    Beide hier zu behandelnden Abteien liegen im Obermainraum bei Lichtenfels und sind nur etwa 7 km in der Luftlinie von einander entfernt. Die Tatsache, dass sich in einem klosterarmen Raum zwei Männerklöster so nahekommen, hat die ältere Forschung veranlasst, das etwas jüngere Langheim als Gegengewicht und Konkurrenz zu Banz zu sehen.13 Wenngleich diese These auch für die Frühzeit der beiden Klöster kritisch zu bewerten ist14, denn der an der Gründung von Langheim ganz wesentlich beteiligte Bamberger Bischof Otto I. darf fast zeitgleich auch als der „zweite“ Gründer von Banz betrachtet werden15, müssen wir später auf diese Frage noch zurückkommen.

  • 13 Geldner, Ferdinand, Besitz und wirtschaftliche Entwicklung der ehemaligen Cistercienserabtei Langheim bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, 5 (1939), S. 18–72, S. 25.

  • 14 So etwa Zimmermann, Gerd, Einführung in die Problematik und Geschichte der Zisterzienser in Oberfranken, In: Klosterlangheim. Symposion, 1994, S. 17–22, S. 17. Auch Flachenecker, Helmut, Klöster als Objekte für den Aufbau einer bischöflichen Landesherrschaft. Banz und Langheim im Hochmittelalter, In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, 113 (2002), S. 143–171, S. 169, sieht keine „strikte[r] Konkurrenz“.

  • 15 Dippold, Günter, „Non verus et proprius monasterii fundator“. Otto und Kloster Langheim, In: Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg, (1989), S. 339–358, S. 346; Flachenecker, Klöster (wie Anm. 14), S. 153.

  • Die Lage der Klöster Banz und Langheim am Obermain.

    Banz ist das etwas ältere der beiden Klöster. Die Tochter des letzten Schweinfurters Herzog Otto von Schwaben, Alberada stiftete wohl 1071 in die am Ort schon bestehende Burg ein Benediktinerkloster. Noch die Ansichten des vorbarocken Klosters vermitteln ein durchaus burgähnliches Erscheinungsbild. Dominant und damit landschaftsprägend waren vor allem der Turm der Kirche (1578-80 erbaut) wie auch der Abteiturm (um 1543). Die Landschaftswirkung in dieser Zeit aus dem Maintal heraus lässt sich am ehesten einer Karte von 1696 entnehmen.16

  • 16 StAB, B 86 Nr. 48 fol. 97, Abb. 6 bei Hotz, Joachim, Kloster Banz, hrsg. v. Regina Hanemann/ Bernd Mayer/ Robert Suckale, Bamberg 1993 (= Historischer Verein Bamberg. Beihefte 30).

  • Kloster Banz um 1630. Meisner, Daniel, Kieser, Eberhard & Lieboldt, Kilian: Thesaurus Philo-Politicus. Frankfurt 1630, Bl. 54.

    Erst die Barockzeit hat die Klosteranlage in mehreren Schritten zu ihrem heutigen regelhaften Erscheinungsbild geformt. Entscheidend zumindest für die visuelle Raumwirkung ist der Neubau der Klosterkirche mit ihrer nach Südwesten gerichteten Doppelturmfassade nach Plänen von Johann Dientzenhofer in den Jahren 1710-1719. Nach 1727 wurden die Arbeiten am neuen Konventbau im Anschluss an die Kirche fortgeführt, parallel östlich zum Abteibau, mit diesem durch den Bibliotheks- und Refektoriumsflügel sowie dem Bischofsbau verbunden. In diesem Zusammenhang muss auch die Aufrichtung der Terrasse ab 1717 und dann 1728 Erwähnung finden17, da sie elementar für die vom Kloster ausgehenden Blickbeziehungen wird. 1732 rät Balthasar Neumann für den Konventbau, bedacht auf die Fernwirkung der Anlage, zu einem dritten Geschoss.18 Der Vorhof der Klosteranlage mit den Wirtschaftsbauten konnte endlich 1772 fertiggestellt werden.

  • 17 Lippert, Karl Ludwig, Landkreis Staffelstein, München 1968 (= Bayerische Kunstdenkmale 28), S. 33.

  • 18 Lippert, ebd, S. 33.

  • Johann Baptist Roppelt, Gesamtansicht Banz (um 1785). (Staatsbibliothek Bamberg, Signatur V C 9a. Foto: Gerald Raab)!

    Als Tochter der ältesten rechtsrheinischen Zisterze Ebrach wurde Langheim 1132/33 gegründet.19 1154 soll der erste Kirchenbau fertiggestellt worden sein, 1316 wurde das im wesentlichen bis zur Säkularisation bestehende Münster geweiht.20

  • 19 Dippold, „Non verus et proprius monasterii fundator“. Otto und Kloster Langheim (wie Anm. 15).

  • 20 Geldner, Ferdinand, Langheim – Wirken und Schicksal eines fränkischen Zisterzienserklosters, 2. Aufl. Lichtenfels 1990, S. 187f.

  • Eine Ansicht aus der Vogelschau von Daniel Meisner (1585-1625)21 um 1620 zeigt die gewachsenen mittelalterliche und nachmittelalterliche Struktur der Klosteranlage. Innerhalb der Mauer lässt sich zwar eine Trennung zwischen dem eigentlichen, dichter bebauten Klausurbereich und dem lockerer bebauten Wirtschaftsbauten feststellen, aber insgesamt ergibt sich ein ungeregeltes Bild. Die Anlage ist von einer Mauer umgeben, außerhalb fanden sich schon weitere zum Kloster gehörige Bauten.

  • 21 Meisner, Daniel/Kieser, Eberhard, Thesaurus philopoliticus oder Politisches Schatzkästlein; Faksimile-Neudruck der Ausgaben Frankfurt am Main 1625–1626 und 1627–1631 mit einer Einleitung und einem vollständigen Register der Städtebilder von Klaus Eymann, 2. Aufl. Unterschneidheim 1974.

  • Kloster Langheim um 1630: Meisner, Daniel, Kieser, Eberhard & Lieboldt, Kilian: Thesaurus Philo-Politicus. Frankfurt 1630, Bl. 28.

    Der barocke Umbau begann unter 1681 unter Abt Thomas Wagner (1677-1689) mit dem östlichen Konventflügel und gewann an Dynamik mit Abt Gallus Knauer (1690-1728), der den bereits an der Mutterabtei Ebrach tätigen Leonhard Dientzenhofer verpflichtete, der parallel zum Konvent den Abteiflügel errichtete. Ab 1727 war der sächsisch-weimarische Hofarchitekt Gottfried Heinrich Krohne als Baumeister des Fürstenbau oder der neuen Abtei tätig. Schließlich erbaute er unter Abt Stefan Mösinger (1734-51) den Konvent bis 1742 neu. Auch unter dem Einfluss Balthasar Neumanns war nun eine regularisierte prachtvolle Barockanlage entstanden.22 Wenn jener auch 1742 Entwürfe für den Neubau der Klosterkirche fertigte, schloss schließlich der vom Kloster zu verantwortende Neubau der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen deren Umsetzung aus.23 Noch unter dem letzten Abt Candidus Hemmerlein (1791-1802) wurde der Konvent nach Osten erweitert, was durchaus verwunderlich ist, denn der wirtschaftlich denkende Abt hielt in einer nüchternen Zeit doch am prachtvollen Konzept der ersten Jahrhunderthälfte fest.24 Wie in Banz und auch im Mutterkloster Ebrach war schließlich ein einheitlicher, schlossartiger Komplex entstanden, im Gegensatz zu Banz blieb in den Zisterzen allerdings die frühgotische Klosterkirche erhalten.

  • 22 Ausführlich Korth, Thomas, Zur Planungs- und Baugeschichte der ehemaligen Zisterzienserabtei Langheim im 17. und 18. Jahrhundert, In: Klosterlangheim: Symposion, 65 Bde. 1994 (= Arbeitshefte des Landesamts für Denkmalpflege, S. 94–131; Ruderich, Peter, Das Zisterzienserkloster Langheim als Bauherr am Obermain, In: Schönere Heimat, 93/2 (2004), S. 85–92, S. 87f.

  • 23 Korth, Zur Planungs- und Baugeschichte der ehemaligen Zisterzienserabtei Langheim im 17. und 18. Jahrhundert (wie Anm. 22), S. 116.

  • 24 Korth, ebd, S. 118f.

  • Ansicht Kloster Langheim von Südwesten. Kolorierte Federzeichnung von Alanus Bittermann, Langheim 1800 (Staatsbibliothek Bamberg, VIII A 24-d, Foto: Gerald Raab)

    So gingen hinsichtlich ihrer Baugeschichte die beiden Abteien lange Zeit vergleichbare und durchaus parallele Wege, die sich nach der Säkularisation zwangsläufig trennten. Banz hatte Glück. Zwar wurden ab 1809 Teile des Vorhofs, der Wirtshaustrakt nördlich des Torbaus, abgetragen. Der Erwerb durch Herzog Wilhelm in Bayern als Sommersitz 1814 brachte jedoch die Rettung. Er ließ sogar die bereits abgebrochenen Teile wieder herstellen.25 Ob das ein früher Fall von denkmalpflegerisch zulässiger Rekonstruktion im Sinne Michael Petzets26 war oder ob es einfach ästhetische Ursachen hatte, muss erst noch untersucht werden. Die nun bis zur Übernahme durch die Hanns-Seidel-Stiftung 1978 „Schloss Banz“ genannte Anlage ist in dem durch Herzog Wilhelm geschaffenen Zustand bis heute in der äußeren Form überliefert.

  • 25 Hotz, Kloster Banz (wie Anm. 16), S. 108.

  • 26 Petzet, Michael, Rekonstruieren als denkmalpflegerische Aufgabe, In: Deutscher Kunstverlag 1921 - 1996. Geschichte und Zukunft, Berlin, Boston 1996, S. 50–59, S. 52.

  • Kloster Banz von Westen (um 1990). (Luftbildarchiv BlfD, Aufnahme: Klaus Leidorf, Nr. 5932/006/00/7370/04

    In Langheim trat weder der Staat noch ein Märchenprinz als Retter auf. Die Situation war hier eine besondere, denn wenige Monate vor der Aufhebung des Klosters brach im Mai 1802 ein Brand aus, der Kirche, Abtei und Konvent schwer beschädigte. Auch wenn die Mönche sogleich an den Wiederaufbau gingen, konnten sie doch nur eine notdürftig gesicherte Klosteranlage an den Staat übergeben. So nahm das Schicksal seinen Lauf: schon 1803 wurde die neue Abtei abgerissen, 1804 die Klosterkirche, der Konventbau fiel in weiten Teilen 1809, aber auch danach gingen die Abbrüche weiter.27 Heute stellt sich die Situation so dar, dass die geistlichen Bauten bis auf kleine Teile des Konvents und der Katharinen- und Selpulturkapelle verschwunden sind, wogegen die Wirtschafts- und Verwaltungsbauten, teilweise in kontinuierlicher Nutzung innerhalb und außerhalb der früheren Klostermauern überliefert sind.

  • 27 Ausführlich dokumentiert bei Dippold, Günter, Der Abbruch von Langheimer Klostergebäuden im 19. und 20. Jahrhundert, In: Klosterlangheim. Symposion, 1994, S. 146–161, dort wird auch der Wiederverwendung von Langheimer Bauteilen nachgegangen.

  • Kloster Langheim von Nordwesten (um 1990). (Luftbildarchiv BlfD, Aufnahme: Klaus Leidorf Nr. 5932/010/23)

    Festzuhalten und wenig verwunderlich ist die Parallelität der baugeschichtlichen mit der wirtschafts- und herrschaftsgeschichtlichen Entwicklung: Dynamischer Aufbruch im Hochmittelalter, Krisen im Spätmittelalter, Wirren in der Reformationszeit und späte Blüte in der Barockzeit. Es wird zu prüfen sein, ob die Raumwirkung diesen Phasen folgt.

    Dieser kursorische Überblick über das bauliche Schicksal der beiden Klosteranlagen soll an dieser Stelle genügen, denn wir betrachten beide ja nur als Kern ihrer Beziehung zur Landschaft. Dies soll nun in den Kategorien visuell, strukturell-funktional und assoziativ-symbolisch an den beiden Beispielen veranschaulicht werden.

    Die visuellen Bezüge

    Visuelle Bezüge lassen sich auf zwei Ebenen betrachten. Die erste bezieht sich auf die Sichtbarkeit in einem Sichtfeld, in dem das Denkmal sichtbar ist und möglicherweise optische Dominanz für sich beanspruchen kann. Dieses Sichtfeld ist bidirektional, meint also den Raum, von wo aus man das Denkmal sieht wie auch den Raum, der vom Denkmal aus wahrgenommen werden kann. Letzteres ist vor allem dann denkmalpflegerisch von Bedeutung, wenn das Denkmal Attribute aufweisen kann, die bewusst für den Blick vom Denkmal aus eingerichtet wurden. Die berühmte Banzer Terrasse wäre etwa ein solches Attribut.

    Außerdem kann man zwischen dem primären und sekundären Sichtfeld (primary/secundary Viewshed) unterscheiden, wie das amerikanische Landschaftsplaner tun.28 Das primäre Sichtfeld ist das, was man vom jeweiligen Blickpunkten aus sieht, das sekundäre das, was man sehen könnte, wären nicht optische Hindernisse wie Gebäude oder Vegetation im Weg. Nun könnte man sich fragen, was uns diese Differenzierung im denkmalpflegerischen Zusammenhang bringt. Was nicht zu sehen ist, ist halt nicht zu sehen. Man muss sich aber bewusst machen, dass einzelne Elemente zwischen dem primären und sekundären Sichtfeld wandern können, sowohl hin als auch her. Diesen Wechsel zu ermöglichen, kann sehr wohl eine denkmalpflegerische Aufgabe sein, wenn etwa Vegetation zurückgeschnitten wird, um einen Blick wiederherzustellen.

  • 28 Steiner, Frederick R./Butler, Kent, Planning and Urban Design Standards, hrsg. v. American Planning Association, Hoboken 2007, S. 623.

  • Die zweite Ebene ist die einzelner spezifischer Sichtbeziehungen. Sie können nach verschiedenen Kriterien kategorisiert werden, etwa geometrisch-formal, nach ihren Bezug zum jeweiligen Objekt, nach der Intention – gestaltet oder gewachsen – oder nach ihrem Bedeutungsinhalt. In jedem Fall müssen sie jedoch einen historisch begründeten Zusammenhang mit dem Denkmalobjekt besitzen.

    Blickbeziehungen nach geometrisch-formalen Kriterien. Entwurf und Grafik: Thomas Gunzelmann; Zeichnungen: Anja Wiegel

    Bei Störung des Sichtfeldes wird das Erscheinungsbild, möglicherweise auch das Wesen des Denkmals beeinträchtigt, bei Störungen von Blickbeziehungen auch die Substanz, folgt man der These, dass solche historisch begründeten Bezüge nicht-materielle Bestandteile der Denkmalsubstanz sind.29

  • 29 Gunzelmann, Ist Struktur Substanz (wie Anm. 8), S. 145.

  • Sichtfeld

    Ob ein Denkmal visuell in seiner Umgebung, sei es im dörflichen oder städtischen Raum sowie in darüber hinausreichenden kulturlandschaftlichen Zusammenhängen wirksam wird, hängt ganz banal von seiner Größe, vor allem seiner Höhe und von seiner topografischen Lage ab, die die Höhe des Objekts wesentlich übersteigern kann. In diesem Sinne verhalten sich unsere Beispiele geradezu diametral entgegengesetzt.

    Schon Richard Teufel hob hervor, dass Banz „auf einem der höchsten und auffälligsten Berge am Talrand weithin sichtbar“ sei.30 Es liegt auf 420 m Höhe etwa 170 m über dem Maintal, achsenparallel dicht zur Hangkante des hier steil zum Fluss hinunter abfallenden Massivs der Banzer Berge.

  • 30 Teufel, Richard, Banz und Vierzehnheiligen, Lichtenfels 1936, S. 2.

  • Langheim dagegen liegt auf 310 m Höhe im vergleichsweise engen Leuchsenbachtal, einem Seitenbach des Oberen Maines, am Fuß des Nordrandes der Fränkischen Alb im Süden. Der Bach folgt einer geologischen Bruchlinie, weswegen auch der Keuperrücken im Norden das Tal um 100 Meter überragt.

    Was „weithin sichtbar“ rein geographisch bedeutet, lässt sich heute – das Vorhandensein geeigneter Basisdaten vorausgesetzt – mit vergleichsweise geringem Aufwand feststellen. Dies erfolgt im Rahmen einer Sichtfeldanalyse (engl. Viewshed Analysis), die mit Hilfe von Geographischen Informationssystemen (GIS) durchgeführt werden kann.31 Als Ausgangsbasis dient im Idealfall ein Digitales Oberflächenmodell (DOM), das im Unterschied zum Digitalen Geländemodell (DGM), welches das Geländerelief an sich wiedergibt, auch die auf der Erdoberfläche befindlichen Objekte wie Vegetation und Gebäude digital dreidimensional beschreibt. Diese Daten werden per LiDAR-Technik mittels Airborne Laserscan (ALS)-Befliegungen oder über Satellit erzeugt.

  • 31 Im Rahmen dieser Arbeit mit der Software QGIS, einem OpenSource-GIS (https://www.qgis.org/de/site/) und dessen Plugin QGIS Visibility Analysis (https://www.zoran-cuckovic.from.hr/QGIS-visibility-analysis/help_qgis3.html).

  • Da der Freistaat Bayern noch nicht alle hochauflösenden Geodaten im Rahmen der Open-Data-Initiative zu Verfügung gestellt hat, musste auf die geringer auflösenden DGM-Satelliten-Daten im recht alten SRTM-Format der NASA32 zurückgegriffen werden. Da SRTM ein Geländemodell ist, Vegetation und Bebauung also nicht enthält, wurde das errechnete Sichtfeld um die Waldflächen verkleinert.33 Auf die Herausrechnung der Siedlungsflächen wurde dagegen verzichtet, da innerhalb von Siedlungen über Bebauungslücken oder Straßen durchaus Blickbeziehungen möglich sind, im konkreten Fall von Kloster Banz durchaus beziehungsreiche.

  • 32 Shuttle Radar Topography Mission (SRTM) – https://www2.jpl.nasa.gov/srtm/.

  • 33 Dabei fanden die freien OpenStreetMap-Daten Verwendung, die als Vektordaten etwa unter https://download.geofabrik.de/ verfügbar sind.

  • Für die visuelle Wirksamkeit wurde ein Radius von 30km angenommen, eine Entfernung, aus welcher das Denkmal bei mittleren Sichtverhältnissen mit bloßem Auge noch wahrgenommen und als solches erkannt werden kann.

    Banz von Südwesten. Foto: Thomas Gunzelmann 2016

    Im Fall von Banz gewährleisten dies die markanten Doppeltürme von Banz aus Richtung Nordosten und Südwesten, wohingegen aus Südosten und Nordwesten eher der kompakte, breitgelagerte, gestaffelte Aufbau der gesamten Klosteranlage zur Geltung kommt. Eine weitgehend durchgängige Sichtbarkeit besteht aus dem Maintal heraus, im Süden bis Kemmern, im Norden ins Rodachtal hineinreichend bis Küps.

    Sichtfeld von Banz und Langheim. GIS-Bearbeitung: Thomas Gunzelmann 2023

    Banz aus größerer Entfernung aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen. Fotos: Thomas Gunzelmann

    Die Klosteranlage von Langheim ohne charakteristische Hochpunkte wie Kirchtürme ist dagegen nur aus einer Entfernung von maximal vier Kilometern wirklich sichtbar. Aber damit ist für Langheim noch nicht aller Tage Abend. Dazu müssen wir kurz die Thematik der funktionalen Raumbezüge vorziehen und damit die kulturlandschaftlich-materiellen Überlieferungen, die durch das jeweilige Kloster initiiert wurden.

    Blick auf Langheim von Südwesten. Foto: Th. Gunzelmann 2023

    In ihrer letzten Blütephase im 18. Jahrhundert intensivierten viele Zisterzienserklöster die Sakralisierung der Landschaft über die Errichtung von Wallfahrtskirchen. Dies beginnt zwar schon im Spätmittelalter, da allerdings nur in wenigen Fällen mit bemerkenswerter visueller Raumwirkung wie beim Langheimer Schwesterkloster Rein in der Steiermark mit der Wallfahrtskirche Maria Straßengel. Auch Langheim betrieb seit 1448 eine Wallfahrt in der Nähe seines Hofes Frankenthal, wo dem Klosterschäfer 1445/46 viermal das Jesuskind, beim dritten Mal in Begleitung von vierzehn weiteren Kindern erschienen war, worauf fast unmittelbar die Wallfahrt einsetzte.34

  • 34 Ruderich, Peter, Die Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt zu Vierzehnheiligen. Eine Baumonographie, Bamberg 2000 (= Bamberger Schriften zur Kunst- und Kulturgeschichte 1), S. 25.

  • Die dritte Erscheinung. Knauer, Mauritius: Franckenthalischer Lust-Gart. Das ist: Beschreibung der Wallfahrt zu denen Vierzehen Heiligen Roth-Helffern, Die in dem Käyserlichen Hoch-Stifft Bamberg gelegen/ vnd dem Closter Langheim deß heiligen Cistercienser Ordens einverleibt. Würzburg 1653.

    Die wohl 1456 fertiggestellte schlichte Kapelle wird als Element der Kulturlandschaft auch auf den Ansichten von Banz des 17. Jahrhundert gezeigt. Erst der barocke Neubau mit seinen 75 Meter hohen Doppeltürmen konnte entscheidende visuelle Akzente setzen. Diese reichen im Maintal etwa von Ebensfeld im Süden bis Michelau in Norden. Eindrucksvolle Sichtinseln bestehen zudem im Coburger Land und am Ostrand der Haßberge.

    Topographische Lage von Vierzehnheilgen auf halber Höhe der Traufe der Fränkischen Alb. Fotos: Thomas Gunzelmann

    Sichtfeld von Vierzehnheiligen und Langheim. GIS-Bearbeitung: Thomas Gunzelmann

    Überlagert man nun das etwas Sichtfeld von Banz mit dem kleineren von Vierzehnheiligen und bildet die gemeinsame Schnittmenge, so erhält man eine Raumkonstruktion, die uns nun bereits zur dritten Kategorie der Raumbezüge von Denkmalen führt, den assoziativ-symbolischen. Denn in diesem Areal im Maintal und der westlichen Randhöhen könnte man, will man einen assoziativen Landschaftsbegriff geographisch grundieren, den Umfang des sogenannten „Gottesgartens“ am Obermain definieren. Letztendlich wurde diese nicht nur im Tourismus, sondern auch in der Diskussion um die Erhaltung der Kulturlandschaft verwendete schlagwortartige Bezeichnung durch die visuelle und funktionale Raumwirkung der beiden zur Rede stehenden Klöster hervorgerufen.

    Sichtfeld von Banz und Vierzehnheiligen überlappend. GIS-Bearbeitung: Thomas Gunzelmann 2023

    Für die Wahrnehmung des herausragenden Sichtfeldes von Banz liegen zahlreiche historische Belege vor und zwar für den Anblick wie auch für den Ausblick. Bereits sehr früh, 1638 lobte Stengel in seiner kurzen Beschreibung von Banz die Aussicht ins Maintal wie auf die Städte Lichtenfels und Staffelstein, sogar schon die Blickbeziehung zur Altenburg – diese wohl als Referenz an den Landesherrn.35 Während in Langheim die Thematik des Ausblicks aus topografischen Gründen nahezu keine Rolle spielen kann, gilt dies für Vierzehnheiligen doch, wenn auch nicht im gleichen Maße wie für Banz. Schon der „Franckenthalische Lust-Gart“ des Abtes Mauritius Knauer 1653 beschreibt die Lage der vorbarocken Kapelle. Sie liege an einem „überaus lustigen Orth“, der mit seiner „schönen Gelegenheit den Menschen“ erfreuen könne. „Allda ist mit Augen anzusehen, was dieselben erfreuen mag.“ Die folgende Beschreibung der Aussicht hebt eher auf die Fruchtbarkeit und Wohlgeordnetheit der Umgebung ab.36

  • 35 Stengel, Carolus, Monasteriologia, pars altera, Augsburg 1638, Lit H. e quibus amaenissimus est prospectus in Moenum & in vicina oppidas Staffelstainium, ac Lichtenfelsum, in ipsam tem Aldenburgensem arcem Bambergae confinem; zit. nach Hotz, Kloster Banz (wie Anm. 16), S. 30/31.

  • 36 Knauer, Mauritius, Franckenthalischer Lust-Gart. Das ist: Beschreibung der Wallfahrt zu denen Vierzehen Heiligen Roth-Helffern, Die in dem Käyserlichen Hoch-Stifft Bamberg gelegen/ vnd dem Closter Langheim deß heiligen Cistercienser Ordens einverleibt, Würzburg 1653, 1. Cap, S. 1.

  • Das ist noch nicht der emotional-ästhetische Blick späterer Zeiten, er ist eher politisch-repräsentativ grundiert, wenngleich der „locus amoenus“ in der Konnotation als „versorgende Instanz“37 durchscheint.

  • 37 Borghardt, Dennis, Locus amoenus, In: Handbuch Idylle, 2022, S. 483–485, S. 483

  • Die Banzer Terrasse als historischer Aussichtsort. Hist. Postkarte.

    Im 18. Jahrhundert wandelte sich dies allmählich. Die Banzer Terrasse schließlich wurde schon im frühen 18. Jahrhundert wohl in dem Bewusstsein errichtet, einen außergewöhnlichen Panoramablick zur Verfügung zu haben. Davon zeugen die sieben „Stände“, die als Altanen aus der Stützmauer herausgezogen sind, und die als dezidierte Aussichtspunkte zu gelten haben.38 Frühromantische Reisende um 1800 zeigten sich überwältigt von der Aussicht von diesem „frei da stehenden Altan“ und priesen den Blick über „Berge und Thäler, Felder und Wiesen und dunkle Wälder, Städte und Dorfschaften, die in den schönsten Abwechselungen und in den unnachahmlichsten Schattierungen vor einem da liegen.“ Auch aus dem Konventsgarten unterhalb der Terrasse beeindruckte die „herrliche Landschaft“ und die „immer abwechselnden Scenen“. Dabei „mahlte die Natur schöner als Hackert und Schüze – sanft und kühn.39

  • 38 So etwa im Bild wiedergegeben auf einer Ansicht der Banzer Terrasse aus dem frühen 19. Jahrhundert, publ. bei Dippold, Günter, Kloster Banz. Natur, Kultur, Architektur, Staffelstein 1991, S. 89. Inspiriert wurde diese Anlage wohl durch die kurz zuvor um 1709 erfolgte Umgestaltung des Rosengartens der Neuen Residenz in Bamberg, vgl. Dümler, Christian, Der Rosengarten der Neuen Residenz in Bamberg, Neustadt a. d. Aisch 2002, S. 25. Anstelle einer Mauer ermöglichte auch dort eine Balustrade mit vorgezogenen Altanen einen Blick über die Stadt.

  • 39 Meyer, Ehregott Adam Friedrich, Kleine Reisen in die schönsten Gegenden meines Vaterlandes. Reise nach Stift und Kloster Banz, Weimar 1801, S. 49/50 und S. 30. Jakob Philipp Hackert (1737-1807) und Johann Georg Schütz (1755-1813), Landschaftsmaler des frühen Klassizismus im deutsch-römischen Künstlerkreis, die eine präzise Darstellung der Landschaft anstrebten. Zum Autor vgl. Taegert, Werner, Eine romantische Erlebnisreise – Ehregott Adam Friedrich Meyer in der Abtei Banz, In: Bamberg wird bayerisch. Die Säkularisation des Hochstifts Bamberg 1802/03, hrsg. v. Renate Baumgärtel-Fleischmann, Bamberg 2003, S. 92–94, S. 92/93.

  • Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird auch die Aussicht von Vierzehnheiligen, die besonders von der Freitreppe und vor dem Hauptportal genossen werden sollte, emotionaler beschrieben: „Die Aussicht von dieser Anhöhe an einem schönen Maimorgen ist ebenso reizend als ob die ganze Gegend ein Garten wäre, besonders nach Banz zu, welches mit seinen Thürmen die ganze Gegend ziert…40

  • 40 Frankenthal oder Vierzehn Heiligen: Ein Taschen- und Andachtsbuch für dahin Reisende, 1819, S. 9

  • Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandelte sich die Bewertung dieses Blicks von einer emotional-romantischen zu einer touristischen. Alle Banz-Führer, beginnend mit Carl Theodori, der dem Ausblick fünf Seiten intensiver Erläuterungen widmet41, weisen auf die Bedeutung der Banzer Terrasse hin. Im Reiseführer von Johann Schier 1862 gipfelt diese Vorstellung im Satz eines (fiktiven) Banzer Schlossverwalters: „Wenn Sie die Terrasse nicht betreten, haben Sie Banz nicht gesehen.“42

  • 41 Theodori, Carl, Geschichte und Beschreibung des Schlosses Banz in Bayerns Oberfranken, 2. Aufl. München 1857, S. 37-42

  • 42 Schier, Johann, Banz, Vierzehnheiligen, Lichtenfels, Staffelstein und Karolinenhöhe, Lichtenfels 1862, S. 58

  • Fast zeitgleich wie der Ausblick aus Banz und somit vor der barocken Neugestaltung wurde auch der Anblick von Banz gewürdigt. Der Langheimer Abt Mauritius Knauer bemerkte 1653: auff Mitternacht zu liegt in vollem freyen Angesicht das schöne und berühmbte Closter Banz ^[…] auf einen hohen Berg.43 Dieser Text wurde in die Merian’sche Topographia Franconiae von 1656 übernommen und kann damit als ein damit als ein allgemeines Bildungsgut der Zeit gesehen werden.

  • 43 Knauer, Franckenthalischer Lust-Gart. Das ist (wie Anm. 36), S. 2; zit. nach Ruderich, Vierzehnheiligen (wie Anm. 34), S. 345.

  • Ausdrücklich positiv konnotiert wird der Anblick von Banz durch die Frühromantiker und Reiseschriftsteller des späten 18. Jahrhunderts. Der erste war Wilhelm Heinrich Wackenroder, der 1793 feststellte: „…dann den Berg hinauf, auf welchem Banz, als ein großes Prachtgebäude, mit zwei hohen Türmen, ganz einsam liegt, und schon lange vorher einen angenehmen Prospekt gibt.44 Ihm folgte Ernst Wilhelm Martius 1795: „Es ist ein weitläuftiges in einem irregulären Vierecke aufgeführtes schönes Gebäude, welches sich mit seinen Thürmen schon in der Ferne gut ausnimmt.45

  • 44 zit. nach Dippold, Banz (wie Anm. 38), S. 191

  • 45 So Martius, Ernst Wilhelm, Wanderungen durch einen Theil von Franken und Thüringen. In Briefen an einen Freund, Erlangen 1795, S. 11; siehe auch Herd, Rudolf, Banzer Reisebeschreibungen aus dem 18. Jahrhundert, In: Geschichte am Obermain, 6 (1971), S. 13–29, S. 24.

  • Sichtbeziehungen

    Aus dem allgemeinen Sichtfeld heraus ragen aber einzelne Blickbeziehungen, die als solche historische Bedeutung haben und so als immaterieller Bestandteil der Denkmalsubstanz gesehen werden können.46 Unterschieden werden muss dabei zwischen solchen, die bewusst geschaffen und solchen, die zufällig bestanden und denen Bedeutung über ihre Nutzung zugeschrieben wurde. Hier können nur beispielhaft die bedeutendsten unter ihnen skizziert werden.

  • 46 Gunzelmann, Ist Struktur Substanz (wie Anm. 8), S. 145.

  • Blickachse über den „Mönchsspielplatz“ zur Banzer Klosterkirche als Teil des „theatralischen Aushiebs“. Foto: Sammlung M. Reißenweber

    Ein bewusst angelegter Blick auf Banz findet sich 400m nordnordwestlich des Klosters, der aber nicht durch die vermeintliche Konkurrenz, sondern durch das Kloster selbst, bzw. durch dessen Mönch Johann Baptist Roppelt47 im Jahre 1775 als „theatralischer Aushieb“ eingerichtet wurde.48 Er ermöglichte einen Blick aus dem Wald über den „Mönchsspielplatz (‚Arboretrum recreationis‘)“ zum Kloster. 1730 hatte Abt Benedikt Lurz hier einen Spielplatz „pro diversione machen mit steinernen tisch und bencken“ anlegen lassen49, zu welchem auch eine Kegelbahn und ein Schießplatz gehörten. Von einen Punkt 100m nördlich des Spielplatzes, damit 600m vom Kloster entfernt, legte Roppelt eine zunächst schmale, etwa 10 m breite Schneise an, die sich nach der Überquerung des Spielplatzes kurz noch weiter verengte, dann sich aber langsam sich trichterförmig erweiterte und am Waldrand eine Breite von 35 m erreichte. Damit erzielte er zwei unterschiedliche Bildwirkungen. Im nördlichen Teil handelt es sich um eine klassische Blickachse, die als point de vue die Kirche und besonders die beiden Türme hat. Je näher man dem Kloster rückte, desto breiter wurde die Sicht auf die Anlage. Am Waldrand ist das gesamte Kloster in einem Rahmenblick bühnenbildartig seitwärts von Bäumen gerahmt, weswegen es wohl zum Namen „theatralischer Aushieb“ kam.50

  • 47 Zur Person Roppelts siehe Petzet, Michael, Johann Baptist Roppelts „Geometrischer Grund Riß“ von 1774 und die Planungen für Kloster Banz, In: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege, 34 (1980), S. 227–276, S. 230.

  • 48 Stadt AB, H.V. Reb. 3, A 827/8 Chronologisches Verzeichnis Johann Baptist Roppelts, S. 10; ediert bei Heß, Wilhelm, Die Verteidigungsschrift des Banzer Benediktiners und Bamberger Universitäts-Professors J.B.Roppelt. Ein klösterliches und naturwissenschaftliches Stimmungsbild aus dem Zeitalter der Aufklärung, In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, 5/III/IV (1915), S. 403–481, S. 31.

  • 49 Hotz, Kloster Banz (wie Anm. 16), S. 106 und Fußnote 428.

  • 50 Häufig war der Rahmenblick, sowohl in der Landschaft als auch im englischen Garten mit einer Theatermetaphorik verbunden, vgl. Reif, Wolfgang, Die Alpen und die Schweiz in Literatur und Kunst von der Aufklärungszeit bis zur klassisch-romantischen Epoche, In: Arkadische Kulturlandschaft und Gartenkunst. Eine Tour d’Horizon, hrsg. v. Richard Faber/ Christine Holste, Würzburg 2010, S. 167–200, S. 175.

  • „Theatralischer Aushieb“ auf der Uraufnahme 1851. © Bayerische Vermessungsverwaltung

    „Theatralischer Aushieb“. Sepiablatt eines unbekannten Zeichners, um 1920.(Staatsbibliothek Bamberg, V C 9h/2. Foto: Gerald Raab)

    Roppelt nutzte dabei zwei Effekte, die in der Gartenkunst der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Rolle spielten. Im nördlichen Abschnitt setzte er eine Verengung ein, was das Blickziel in vermeintlich größerer Entfernung erscheinen ließ. Im südlichen Abschnitt erreichte er durch die Aufweitung die Herstellung eines Bildes der gesamten Klosteranlage, das den Blick konzentrieren und wiederum die Bedeutung des Blickzieles hervorheben sollte.51 Auch dieser Blick ist heute im nördlichen Teil zugewachsen, der Rahmenblick im südlichen Abschnitt immerhin eindrucksvoll erhalten.

  • 51 Zur Bedeutung des Rahmenblicks im 18. Jahrhundert im Spannungsfeld zwischen Begrenzung und Stillegung auf der einen, und Distanzierung und Versinnlichung auf der anderen Seite vgl. Gamper, Michael, Die Natur ist republikanisch. Zu den ästhetischen, anthropologischen und politischen Konzepten der deutschen Gartenliteratur im 18. Jahrhundert, Würzburg 1998, S. 135-156.

  • Der „theatralische Aushieb“ von 1775 heute. Foto: Winfried Gunzelmann 2020

    Auch Fernblicke auf Banz lassen sich mit historischen Bedeutungen füllen. Dem Blick von der Altenburg über Bamberg auf Banz wird noch in der Lebensbeschreibung des letzten Abtes Gallus Dennerlein eine entscheidende Rolle zugeschrieben. Georg Ildephons Schatt berichtet über das Erweckungserlebnis Dennerleins: An einem schönen Maiabende bestieg er mit seinem Hausgenossen, dem Studenten Schmittlein … die Altenburg. Sie hatten kaum den vortheilhaftesten Aussichtspunkt erreicht, als Letzterer mit Entzücken ausrief: „wie schön zeigt sich hier von Ferne Kloster Banz!“ Dem jungen Dennerlein fuhr bey diesen Worten, …, und von nun an stand es unauslöschlich in seiner Seele geschrieben: „Ich will ein Banzer werden.52

  • 52 Schatt, Georg Ildephons, Lebens-Abriß des Hochwürdigen und Hochwohlgebornen Herrn Gallus Dennerlein, Abten und Prälaten des aufgelößten Benedictiner-Stifts Banz, Bamberg/Würzburg 1826, S. 25/26.

  • Ebenso wichtig wie das Blick aus der freien Landschaft auf das Denkmal ist auch der Blick aus Siedlungen heraus auf Banz, denn damit verbinden sich noch dichtere Beziehungen auf der Wahrnehmungsebene. So ragt die Klosteranlage geradezu in nahegelegene Dörfer hinein, etwa nach Weingarten, wo es vom kleinen Dorfplatz aus gesehen sich über die nach Süden sich öffnende Dorfstraße erhebt.53 Auch aus dem Ort Reundorf heraus lässt sich Banz hochthronend erleben, eine Blickbeziehung, die schon auf historischen Ansichtskarten dokumentiert ist. In der benachbarten Stadt Lichtenfels mit ihrer zwischen Gegnerschaft und Zusammenarbeit schwankenden Beziehung zum Kloster waren die Blickbeziehungen gerade in diesem doppelten Sinn identitätsstiftend.54 So ragt, wenn auch durch höhere Bauten des 20. Jahrhunderts gestört, Banz selbst in den Markplatz der Stadt hinein, erlebbar vor allem im höher gelegenen östlichen Bereich zum Oberen Tor hin. In der auch historischen Annäherung von Nordosten an die Stadt bildet Banz einen point de vue in der Kronacher Straße etwa zwischen der Polizei und dem Landratsamt, gerahmt durch das Obere Tor und dem Turm der Pfarrkirche, auch für heutige Verkehrsteilnehmer im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar.

  • 53 Gunzelmann, Thomas, Der denkmalpflegerische Erhebungsbogen zur Dorferneuerung als Instrument flächenbezogener Denkmalpflege am Beispiel der „Banzer Dörfer”, In: Jahrbuch der Bayerischen Denkmalpflege, 45/46 (1999), S. 246–255, S. 252f. Dieser Blick war für die Identität des Ortes auch schon im 19. Jahrhundert maßgeblich, denn er findet sich auf dem mutmaßlichen Portrait der Frau Carl Theodoris, Johanna, die aus Weingarten stammte, vgl. https://www.obermain.de/lokal/bad-staffelstein/schenkungen-im-museum-kloster-banz-absoluter-gluecksfall;art2486,836289; zuletzt abgerufen am 14.1.2021.

  • 54 Meyer, Heinrich, In Freud und Leid mit Banz verbunden. Von den wechselseitigen Beziehungen zum Bergkloster, In: Geschichte am Obermain, 6 (1971), S. 71–104, S. 101.

  • Banz in der Achse der Kronacher Straße in Lichtenfels. Foto: Winfried Gunzelmann

     

    Blick aus der Dorfstraße in Reundorf auf Banz. Foto: Winfried Gunzelmann

    Ein Leitgedanke für den grandiosen Neubau von Vierzehnheiligen ab 1742 war von vornherein der Bezug zur Landschaft und die Herstellung einer ganz konkreten Blickbeziehung zu Banz.

    So wurde die Kirche gegenüber dem Vorgängerbau um 32° gedreht, um sie nahezu im rechten Winkel auf das 4,2 km entfernte Banz auszurichten. Wer der Urheber dieser Idee war, ob Balthasar Neumann oder doch schon der Langheimer Abt Stephan Mösinger oder die durch ihn herangezogenen Baumeister Krohne und Küchel lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, auch wenn der Achsenschwenk einzig auf einem Plan Neumanns dokumentiert ist.55 Im Ergebnis bewirkte die Achsendrehung, dass man vom Hochaltar aus durch den Gnadenalter und das geöffnete Portal Banz sehen konnte, ein Blick, der auch in Literatur und Grafik vermittelt wurde.56 Heute ist dieser Blick wegen der Bauten des Hauses Frankenthal westlich der Wallfahrtskirche nicht mehr möglich.

  • 55 Vgl. Mainfränkisches Museum Würzburg, Sammlung Eckert SE 71. Die ältere Forschung schreibt die Idee zumeist Neumann zu. Ruderich, Vierzehnheiligen (wie Anm. 34), S. 131 Fußnote 919 verweist zurecht darauf, dass die Zeichnung kein ausreichender Beleg dafür sein kann.

  • 56 So durch den Stich von Christian Friedrich Traugott Duttenhofer in Jaeck, Heinrich Joachim, Beschreibung des Wallfahrtsortes der Vierzehn-Heiligen zu Frankenthal, Nürnberg 1826.

  • Blick durch das geöffnete Portal der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen auf Kloster Banz. Stich von Christian Friedrich Traugott Duttenhofer 1826

     

    Blick vom Portal der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen in Richtung Banz, heutige Situation. Foto: Thomas Gunzelmann

    Für die Legende, der Abt von Langheim habe aus Stolz und Konkurrenzdenken den Bau seines Banzer Kollegen einrahmen lassen, gibt es keine Belege.57 Tilmann Breuer sah ein Konkurrenzverhältnis der beiden Abteien, was zu „Bau und Gegenbau“ führte, milderte aber dieses Urteil ab, in dem er von „heiterer Ironie des 18. Jahrhunderts“ sprach.58 Die Abteien Banz und Langheim hatten ein gutes Verhältnis, was sich auch durch ihre beiderseitigen Schwierigkeiten mit dem Landesherrn, dem Fürstbischof von Bamberg, begründen lässt.59

  • 57 Die Legende kolportiert ohne Nachweis Teufel, Banz und Vierzehnheiligen (wie Anm. 30), S. 3.

  • 58 Breuer, Tilmann, Denkmallandschaft – Entwicklung und Leistungsfähigkeit eines Begriffes, In: Denkmal – Ensemble – Kulturlandschaft, am Beispiel Wachau, hrsg. v. Géza Hajós, Wien 2000, S. 84–92, S. 86

  • 59 Vgl. Ruderich, Vierzehnheiligen (wie Anm. 34), S. 343 Fußnote 2040.

  • Unter den vielen topografisch bedingten, zufälligen Blicken auf Banz und Vierzehnheiligen gab es einen, dem im Lauf der Zeit durch Nutzung und Verbreitung Bedeutung zugeschrieben wurde, was ihn zu einer besonders wertvollen Blickbeziehung macht. Auch er ist von der Achsendrehung abhängig, jedoch wohl unbeabsichtigt. Etwa 400 m östlich der Wallfahrtskirche gibt es einen schon immer unmarkierten Punkt am Hang, von wo Banz aus durch die Türme Vierzehnheiligens eingerahmt wird. Spätestens im frühen 19. Jahrhundert wurde der Blick grafisch dokumentiert und in Drucken, später über Postkarten verbreitet. Die informierten Ausflügler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wussten ihn nachweislich aufzusuchen.60 Der Blick ist seit Ende der 1990er-Jahre nicht mehr erlebbar, ließe sich jedoch durch das Zurückschneiden einiger Bäume wiederherstellen. Die historische Bedeutung erhielt dieser Blick also durch seine Nutzer und deren Vermittlung in grafischen und fotografischen Wiedergaben.

  • 60 Vgl. etwa ein Aquarell um 1820, Frankenthal gegen Westen, Staatsbibliothek Bamberg, H.V.G. 23/42; Postkarten des Kunstverlags J. Hospe, Staffelstein, private Fotos um 1930, Privatsammlung Matthias Reißenweber.

  • Durchblick durch die Türme von Vierzehnheiligen auf Banz. Staatsbibliothek Bamberg, H.V.G. 23/42 Foto: Gerald Raab

     

    Durchblick durch die Türme von Vierzehnheiligen auf Banz. Historische Postkarte des Kunstverlags J. Hospe, Staffelstein, um 1930

    Durchblick auf Banz durch die Türme von Vierzehnheiligen. Links: um 1925, Foto: Privatsammlung Matthias Reißenweber. Rechts: Oben: 1996 Unten: 2022 Fotos: Th. Gunzelmann

    Lineare Sichtbeziehungen von Banz und Vierzehnheiligen (Auswahl der bedeutendsten). GIS-Bearbeitung: Thomas Gunzelmann

    Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es nur wenige bewusst angelegte Sichtbeziehungen gibt, die mit Banz und über Vierzehnheiligen indirekt mit Langheim in Verbindung stehen. Diese sind aber mit ihren historischen Bedeutungsinhalten so wichtig, das sie als Teil der nicht-materiellen Substanz des Denkmals gelten dürfen.61 Leider sind gerade diese, die weit über die Obermainregion hinaus beispielgebend sind, nur in Ansätzen noch erhalten und durch Vegetation und durch Bausubstanz verstellt. Eine Wiederherstellung dieser Blickbeziehungen, wo immer möglich, ist auch eine Pflege der Substanz der Denkmäler Banz und Vierzehnheiligen. Neben diesen historisch begründeten und auch historisch als Sichtbeziehungen belegten, gibt es weitere, nicht bewusst geschaffene Blicke, die in der zeitgenössischen Literatur zumindest benannt werden wie etwa der Blick von der Altenburg über Bamberg nach Banz oder der von Vierzehnheiligen zur Veste Coburg. Die jeweiligen Blicke auf Banz und Vierzehnheiligen vom Staffelberg und auf Banz vom Veitsberg werden dagegen erst in den frühen Fremdenverkehrsführern erwähnt. Vor allem auf Banz gibt es daneben eine nahezu riesige Zahl von einzelnen Sichtpunkten in Entfernungen bis zu 30km, die der jeweils lokalen Bevölkerung bekannt sind, aufgesucht und bisweilen sogar markiert werden.

  • 61 Gunzelmann, Ist Struktur Substanz (wie Anm. 8), S. 145.

  • Die strukturell-funktionalen Bezüge

    Unter strukturell sollen Bezüge verstanden werden, die in direkten räumlichen Zusammenhang mit dem Denkmal stehen, funktionale Bezüge sind dagegen indirekt, durch die Ausübung einer vom Denkmal ausgehenden räumlichen Steuerungsfunktion entstanden. Die einzelnen Elemente beider, sich durchaus überlappenden Kategorien können als Bestandteile einer durch das Denkmal geprägten Kulturlandschaft verstanden werden, in unserem Fall als Elemente einer Klosterlandschaft. Diesen Begriff hier eingehender zu diskutieren, verbietet die Zeit. Es muss zumindest aber klar gestellt werden, dass es sich um einen konstruierten Ausschnitt aus dem zeitlichen und räumlichen Kontinuum der gesamten Kulturlandschaft handelt. Es ist eine sogenannte „Dominantenlandschaft“, bestimmt durch einen ausgewählten Faktor, vergleichbar einer Residenz-, Industrie- oder Verkehrslandschaft, die eher Denkmodell als leicht lesbare materielle Realität ist und die diskutiert und verhandelt werden muss.

    Topografische Lage

    Der direkteste strukturelle Bezug des Denkmals zur Landschaft ist seine topographische Lage wie auch seine naturräumliche Verortung.

    Für Banz als Baudenkmal ist die Lage auf dem Berg neben den bereits behandelten Aspekten der Visualität möglicherweise gar existentiell gewesen. Ihm blieb das Schicksal der baulichen Zerstörung nach der Säkularisation erspart, wie es zahlreiche fränkische Klöster ereilt hatte. Carl Theodori berichtet, und man darf es ihm als Sekretär und Kanzleirat des Herzogs Wilhelm wohl abnehmen, dass jener schon auf der Rückreise vom Kongress in Erfurt 1808 „durch den Maingrund [kam] und die Lage von Banz machte einen solchen Eindruck auf den Fürsten hohen Sinnes, daß er schon damals bei sich beschloß es als Eigenthum zu erwerben.62

  • 62 Theodori, Carl, Geschichte und Beschreibung des Schlosses Banz in Bayerns Oberfranken, München 1846, S. 25; zu ihm Kästle, Bernhard/Kiesewetter, Jörg, Carl Theodori (1788 - 1857) . Eine biographische Skizze, In: Bericht des Historischen Vereins Bamberg, 113 (2001), S. 271–283.

  • Adolph Menzel: Waldige Berglandschaft mit Kloster Banz. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inventarnummer: SZ Menzel N 259 (CC BY-NC-SA 3.0 DE)

    Langheim nimmt wiederum die typische Lage ein, es war „in einem Thal gebauet / gerings umbher mit Wäldern / und Wildnussen / umbfangen“ wie noch die „Topographia Franconiae“ des Matthäus Merian von 1656 den hochmittelalterlichen Topos der Zisterzienser weiterführt.63 Diese Lage bedingte und ermöglichte das besondere Verhältnis der Mönche zum Wasser, was sich landschaftlich durch eine weitgehende Umgestaltung der hydrografischen Verhältnisse im Umfeld des Klosters schon seit dem Hochmittelalter ausdrückt.

  • 63 Merian, Matthäus/Zeiller, Martin, Topographia Franconiae. Das ist Beschreibung, Vnd Eygentliche Contrafactur der Vornembsten Stätte, Vnd Plätze des Franckenlandes / vnd Deren / die Zu Dem Hochlöblichen Fränckischen Craiße gezogen werden., Frankfurt 1656, S. 55f.

  • Aber auch die geologischen Rahmenbedingungen finden sich im Denkmal wieder. Schon das vorbarocke, aber auch das barocke Kloster Banz bezog sein Baumaterial aus der direkten Umgebung. Der „kostbare Steinbruch, woraus die schönen Steine zur Erbauung des gesamten Kloster genommen wurden64 befindet sich etwa 800m nordnordwestlich des Klosters. Dabei handelt es sich um den gelb leuchtenden Eisensandstein des Dogger β, der vergleichsweise leicht bearbeitbar, aber nicht übermäßig verwitterungsbeständig ist.

  • 64 Roppelt, Johann Baptist, Historisch-topographische Beschreibung des Kaiserlichen Hochstifts und Fürstentums Bamberg, Nürnberg 1801, S. 200.

  • Langheim bezog seine Bausteine, vor allem für die barocken Neubauten, aus einer ganzen Reihe Steinbrüchen im Wald nördlich des Klosters.65 Hier konnte mit dem hellbraun-gelblichen Rhätsandstein der hochwertigste und beliebteste Baustein der Region in geringer Entfernung gewonnen werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass der unmittelbar am Waldrand gelegene und schon stärker verschliffene Steinbruch für die mittelalterlichen Klosterbauten Verwendung fand, während der etwa 600 m nördlich des Klosters gelegene und im Klosteratlas von 1742 eingetragene das Material für die barocken Bauten lieferte.

  • 65 Krings, Wilfried, Die Technikgeschichte des Zisterzienserklosters Langheim. Eine Einführung aus historisch-geographischer Sicht, In: Klosterlangheim. Symposion, 1994 (= Arbeitshefte des Landesamts für Denkmalpflege 65), S. 78–85, S. 79.

  • Historische Steinbrüche in der Waldabteilung „Steinbruch“ nördlich Klosterlangheim. Überlagerung der Schummerung mit der Uraufnahme von 1851. © Bayerische Vermessungsverwaltung.

    Obwohl es hier nicht direkt im Vergleich steht, darf doch Vierzehnheiligen angeführt werden, denn es wird kaum ein anderes Denkmal in Mitteleuropa geben, dessen Position allein vom Ort, an dem es steht, abhängig ist, das den Punkt Erdoberfläche, der seine Entstehung begründet, so inszeniert wie dieses. Die Lage von Vierzehnheiligen ist bestimmt durch den Ort der Erscheinung. Der Gnadenaltar, eher durch Zufall aus der Vierung gerückt, überdeckt mit seinem Baldachin den heiligen Ort, welcher zwar mit einer Glasplatte überdeckt ist, aber für die Wallfahrer und Verehrer der vierzehn Nothelfer sichtbar bleibt.66

  • 66 Breuer, Denkmallandschaft (wie Anm. 58), S. 84.

  • Vierzehnheiligen, Gnadenaltar – unverrückbarer Ort der Erscheinung, Durchblick auf den Hochaltar. Von Ermell - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=57230569

    Die in die Landschaft hineinwirkenden strukturellen und funktionalen Bezüge des Denkmals erklären sich in erster Linie durch die historischen Herrschaftsverhältnisse, die unterschiedlichen Zugriff auf den Raum und die dort lebenden Menschen ermöglichten. Nun sind jene in Franken, dem klassischen Land des „territorium non clausum“ abgestuft, komplex, wandelbar und keineswegs stringent. Beide Abteien waren landsässig, unterlagen also in weltlichen Dingen dem Hochstift Bamberg, wobei Langheim zudem noch Güter im Bereich des Hochstifts Würzburg, des Herzogtums Coburg und des Markgraftums Kulmbach-Bayreuth besaß.67 Außerdem war es bis in das 18. Jahrhundert hinein bemüht, die Reichsfreiheit zu erlangen. Für beide Klöster liegen Kartierungen ihrer Besitz- und Rechtsverhältnisse vor. Für Banz hat der Kartograf des Klosters, Johann Baptist Roppelt, in geradezu modern anmutenden Karten die differenzierte Rechtesituation dargestellt, sodass schnell ein zentral-peripheres Modell der herrschaftlichen Funktionen um das Kloster sichtbar wird. Die Legende der Karte vermag einen guten Einblick in die Abstufungen der Rechte geben.68 Für Langheim existiert eine moderne Übersichtskarte, die dem Kloster zins- und zehntpflichtige Orte zeigt.69 Diese Übersichten geben allerdings nicht eins zu eins den Raum wieder, in dem sie die Kulturlandschaft nach ihren Vorstellungen gestalten konnten.

  • 67 Arneth, Gerhard:, Die Zisterzienserabtei Langheim vor der Säkularisation, In: Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg, 106 (1970), S. 345–438, S. 387.

  • 68 Johann Baptist Roppelt, Topographische Beschreibung aller derjenigen Ortschaften, in welchen oder im deren Bezirk des Kloster Banz die Lehen- oder Vogtei-Herrschaft, Zehende, oder etwas Eigenthümliches besitzt. 1786, publ. bei Vollet, Hans, Weltbild und Kartographie im Hochstift Bamberg, Kulmbach 1988 (= Die Plassenburg 47), S. 208/209.

  • 69 Arneth, Die Zisterzienserabtei Langheim vor der Säkularisation (wie Anm. 67), nach. S. 438.

  • Dorf- und Gemeindeherrschaft der Klöster Banz und Langheim um 1800. Kartengrundlage TK 100 © Bayerische Vermessungsverwaltung

    Winfried Schenk hat für die Frühe Neuzeit festgestellt, dass landsässige Klöster dort raumwirksam handeln konnten, wo sie Eigenbesitz besaßen oder wo sie neben der Mehrzahl der Lehen auch über die Dorf- und Gemeindeherrschaft verfügten.70 Die Karte der Dorf- und Gemeindeherrschaften der beiden Klöster am Ende des Alten Reiches bildet aber dennoch nicht deckungsgleich das Gebiet ab, in dem die beiden Klöster flächendeckend Kulturlandschaft gestalteten. Zum einen musste vor allem Langheim im Spätmittelalter große Areale im Frankenwald abgeben, in denen durchaus mit seinem raumwirksamen Einfluss zu rechnen ist. Zum anderen betrifft das Gebiet auch Siedlungen, die bereits vor den Klostergründungen bestanden, dort waren die Grundmuster von Dorf und Flur bereits festgelegt. Unter Beachtung dieser Einschränkungen ist dies das Gebiet, in welchen der Einfluss der Klöster auf die Funktionsbereiche Siedlung, Landwirtschaft, Gewerbe, Verkehr, Erholung, Herrschaft und Religion möglich war. Mit Blick auf die Landschaftsprägung sind dabei nicht alle jemals getätigten Überformungen des Raumes zu untersuchen, sondern nur jene, die heute noch ihre strukturellen und funktionalen Bezüge zum Denkmal ablesbar dokumentieren können.

  • 70 Schenk, Winfried, Mainfränkische Kulturlandschaft unter klösterlicher Herrschaft. Die Zisterzienserabtei Ebrach als raumwirksame Institution vom 16. Jahrhundert bis 1803, Würzburg 1988 (= Würzburger geographische Arbeiten, S. 32.

  • Vergleicht man die beiden Abteien, so lassen sich hier bereits fundamentale Unterschiede feststellen. Banz beschränkt sich auf ein kleineres, im wesentlichen zwischen Main und Itz gelegenes Gebiet, in diesen Mitte sich zudem der siedlungsleere Raum des Banzer Forstes befindet. Dieses Areal wussten die Mönche auch linear zu umgrenzen und zu benennen. Zu Ende der Klosterzeit wurde es als „Banzgau“ oder als „sogenanntes Stift Banz“ bezeichnet.71 Verwaltet wurde das Gebiet durch das Klosteramt selbst. Zu den beiden weiteren und jüngeren Ämtern Gleusdorf und Buch a. Forst gehören nur ganz wenige Dörfer, in denen sie die Dorf- und Gemeindeherrschaft ausüben konnten. Langheim dagegen umfasst den Banzgau im Nordwesten und Südosten mit seinen beiden Ämtern Tambach und dem Klosteramt selbst. Insbesondere das Amt Tambach zeigt, dass auch eine Exklave, die räumlich nicht direkt mit der Abtei in Verbindung stand, ein grundherrschaftlich recht einheitliches Territorium bilden konnte. Das östliche Gebiet um Kulmbach fiel dagegen ab, hier, im markgräflichen Gebiet, besaß Langheim zwar auch viele Einzelrechte, konnte aber nur in wenigen Dörfern die Dorf- und Gemeindeherrschaft behaupten. Der zentrale Bereich um das Kloster selbst, südlich des Obermainbogens bei Lichtenfels, erstreckt sich – ebenfalls recht geschlossen – über ein größeres Gebiet als der Banzgau. Festzuhalten bleibt, dass es weder Banz noch Langheim dauerhaft gelang, einen zentralen Ort mit Marktfunktion zu entwickeln oder zu erwerben, wie dies Ebrach etwa mit Burgwindheim tun konnte. Langheim war im Frankenwald mit Teuschnitz und Marktleugast auf dem Weg dazu, musste aber beide Siedlungen 1385 bzw. 1388 an das Hochstift abtreten. Der Markt Neustadt bei Coburg lässt sich für 1248 im Banzer Besitz nachweisen, die Rechte gingen jedoch verlustig.72

  • 71 Zur Begrifflichkeit und zu den differierenden Benennungen vgl. Gunzelmann, Thomas, Kloster Banz als landschaftsprägendes Denkmal – Raumbezug und Raumwirkung, In: Und in Deutschlands Mitte Franken. Günter Dippold zum 60. Geburtstag, hrsg. v. Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 2021, S. 151–172, S. 162.

  • 72 Flachenecker, Klöster (wie Anm. 14), S. 154f.

  • Siedlungen

    Besonders Banz wurde in einen bereits dicht besiedelten Raum hinein gestiftet. Siedlungsgründungen dieses Klosters sind daher wohl nur seine Schafhöfe. Im Spätmittelalter muss es „drey Schafflecken“ gegeben haben, 1568 ist nur noch von „Bede Schefferei“, Heinach und Neuhof, die Rede.73 Diese sind als ehemalige Schafhöfe noch erkennbar, Neuhof neben dem Wald „Schafholz“, Heinach trotz Brandschäden noch in der baulichen Gestalt wie sie unter Verwendung des Vorgängerbaus unter Abt Gregor Stumm 1753 errichtet wurde74 und sie Roppelt zeichnerisch wiedergegeben hat.

  • 73 Fastnacht, Dorothea, Ehemaliger Landkreis Staffelstein, München 2007 (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, S. 255.

  • 74 Lippert, Staffelstein (wie Anm. 17), S. 122.

  • Schafhof Heinach: Links unten: Roppelt 1788; Links oben: Zustand nach Brand. Foto: Th. Gunzelmann 1991 Rechts: Zustand nach Sanierung/Teilrekonstruktion. Foto: Matthias Jacob 2022

    Möglicherweise ist auch der Ökonomiehof Gnellenroth eine Umformung einer älteren Siedlung durch das Kloster. Im 18. Jahrhundert ließ das Kloster dort durch einen Pächter Landwirtschaft betreiben. Das 1728 unter Abt Benedikt Lurz erbaute „Schlößlein“ nutzten die Mönche aber auch als Sommersitz.75 Das einzige Dorf, das durch Banz gegründet wurde, entstand erst, als Banz schon kein Kloster mehr war. Herzog Wilhelm in Bayern ließ mit Neubanz um 1820 eine Bedienstetensiedlung in der Form eines kleinen Straßendorfes am Hang westlich des nunmehrigen Schlosses Banz anlegen.76

  • 75 Laut Roppelt, Hochstift Bamberg (wie Anm. 64), S. 210 aus meranischen Besitz 1248 an Banz gegangen; Dippold, Banz (wie Anm. 38), S. 206; Gunzelmann, Erhebungsbogen (wie Anm. 53), S. 253.

  • 76 Schier, Banz, Vierzehnheiligen, Lichtenfels, Staffelstein und Karolinenhöhe (wie Anm. 42), S. 44.

  • Neubanz – Bedienstetensiedlung in der Form eines kleinen Straßendorfes, angelegt um 1820. Neubanz_Uraufnahme 1851. © Bayerische Vermessungsverwaltung

    Ganz anders dagegen Langheim: Auch das Zisterzienserkloster entstand nur vermeintlich in der Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Zudem gehen wahrscheinlich etliche wüste Kleinsiedlungen in seinem direkten Umkreis auf das für den Orden typische Bauernlegen zurück.77 Ihre „raumwirksame Heilsidee“ – wie Winfried Schenk das genannt hat – neben dem Gebet und der Askese sich von der eigenen Hände Arbeit zu ernähren, führte, bald in eher betende und eine eher arbeitende Mönchsgruppe getrennt, zur Ausbildung zunehmend spezialisierter Wirtschaftshöfe, den Grangien.78 Auch wenn sie sich in Form und Standort auch in Langheim über die Jahrhunderte wesentlich veränderten, die päpstliche Bestätigungsurkunde zählt 1279, so sind die Erhaltenen doch wesentliche Elemente der durch Langheim geprägten Landschaft.

  • 77 Geldner, Ferdinand, Wüstungen im Obermaingebiet (Zunächst aufgrund der langheimischen Urkunden und Urbare), In: Heimat und Volkstum, /11/12 (1938), S. 161–171, 177–188, Thiem, Wolfgang, Die Kulturlandschaftsinventarisation der Gemarkung Klosterlangheim, In: Schönere Heimat, 93/2 (2004), S. 93–100, S. 94-96.

  • 78 Schenk, Winfried, Zur Raumwirksamkeit einer Heilsidee. Eine Forschungs- und Literaturübersicht zu historisch-geographischen Fragestellungen der Zisterzienserforschung, In: Siedlungsforschung, 7 (1989), S. 249–262, S. 249.

  • 79 Geldner, Wüstungen (wie Anm. 77), S. 19*.

  • Die ältere Forschung sah in den Zisterziensern „den Rodungsorden schlechthin80, die unter Einsatz innovativer agrarischer Methoden den hochmittelalterlichen Landesausbau vorangetrieben hätten.81 Dies war in Teilen der Eigendarstellung der „Weißen Mönche“ geschuldet, die sich selbst als die Kultivatoren von Wildnissen inszenierten82, andererseits aber auch ideologischen Vorstellungen der Siedlungsforschung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den 1960er-Jahren kippte diese Auffassung ins Gegenteil, man wollte den Zisterziensern westlich der Elbe fast keinen, östlich davon nur wenig Anteil am Landesausbau zuschreiben.83 Heute ist man immer noch im Grundsatz skeptisch, gesteht aber differenzierte Verhältnisse je nach Kloster zu. Überträgt man dies auf Langheim, so war die ältere Forschung der Meinung, es habe „wertvollste Kulturarbeit“ geleistet und dabei die meisten west- und süddeutschen Klöster übertroffen. Jüngere Autoren haben dies als Behauptung ohne Quellenbelege hingestellt, aber auch schon früher wurde diese These in Zweifel gezogen.84 Solche Belege werden wohl nicht mehr auftauchen, aber die Methoden der historisch-geographischen Siedlungsforschung mögen die These der Beteiligung Langheims am Landesausbau stützen.

  • 80 Schenk, Raumwirksamkeit (wie Anm. 78), S. 252.

  • 81 Beispiel dieser Sichtweise etwa Muggenthaler, Hans, Kolonisatorische und wirtschaftliche Tätigkeit eines deutschen Zisterzienserklosters im XII. und XIII. Jahrhundert, In: Deutsche Geschichtsbücherei, München 1924 (= Deutsche Geschichtsbücherei 2) für Waldsassen.

  • 82 Schenk, Raumwirksamkeit (wie Anm. 78), S. 253.

  • 83 Mit Verweis auf die entsprechenden Literaturstellen Schenk, ebd, S. 252.

  • 84 Schattkowsky, Martina, Gab es wirklich Grangien im Kloster Langheim?, In: Geschichte am Obermain, 18 (1991), S. 37–39, S. 39, zuvor Guttenberg, Erich Frhr. von, Die Territorienbildung am Obermain (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe im 79. Bericht des Historischen Vereins Bamberg von 1927), Bamberg 1966, S. 168

  • Rodungsdörfer des „nemus winthagin“. Kartengrundlage DOP 20 © Bayerische Vermessungsverwaltung

    Bischof Otto II. von Bamberg übereignete dem Kloster Langheim 1187 den nemus Winthagin und die solitudine Tuschice im Frankenwald.85 Die urkundliche Überlieferung gibt keine Hinweise auf Siedlungsgründungen durch Langheim, dagegen auf territoriale Ansprüche anderer Herrschaftsträger, die möglicherweise ältere Rechte besaßen. Solche Erwerbstitel müssen jedoch nichts besagen, entscheidend für die kulturlandschaftliche Fragestellung ist die Siedlungsform. So können auch nach dem Übergang an Langheim bereits bestehende Einzel- und Streusiedlungen zu geregelten Dorfanlagen zusammengefasst worden sein. Diese mittlerweile europaweit anerkannte phasenhafte Siedlungsentwicklung von zerstreuten „proto-villages“ hin zu „concentrated settlements“ auch in jungbesiedelten Gebieten86 wurde für das Gebiet einiger württembergischer Klöster von Rainer Schreg exemplifiziert.87 Für den Frankenwald gibt es bisher weder archäologische noch archivalische Belege für derartige Vorgänge. Insbesondere für den Wald Windhagen lassen sich zumindest Analogien finden, die für eine Neuanlage der Siedlungen oder mindestens für eine vollständige Umstrukturierung eines bereits bestehenden Siedlungsmusters durch Langheim sprechen. 1222 sind in oder anstelle dieses Waldes die Dörfer Windheim, Steinbach, Kehlbach, Buchbach, Hirschfeld und Ebersbach (Wüstung) genannt.88 Alle diese Siedlungen sind langgestreckte Straßenangerdörfer mit teils hofanschließender Breitstreifenflur. Auch für die Wüstung Ebersbach südöstlich Steinbach lässt sich dies aus erhaltenen Parzellenstrukturen rekonstruieren. Lediglich Windheim weicht, wohl durch spätere Verdichtung von diesem Grundmuster etwas ab. Die hohe Einheitlichkeit spricht für einen gemeinsamen Herrschaftsträger, der diese Siedlungen angelegt hat oder hat anlegen lassen. Für einen Siedlungsakt aus einem Guss sprechen auch die Namen, die sich von den üblichen Rodungssiedlungen Oberfrankens mit den Grundwörtern „-reuth“ und „grün“ abheben und stereotype Naturgegebenheiten wie Buche, Stein, Kehle, Eber und Hirsch mit in dieser Zeit längst nicht mehr üblichen Grundwörtern wie „-bach“, „-feld“ oder „-heim“ kombinieren. Dies spricht sehr für die Zisterze Langheim, denn diese Namensgebung folgt der bei den Zisterziensern in Süddeutschland üblichen Methode, man denke an Aldersbach, Bronnbach, Eberbach, Birkenfeld, Fürstenfeld oder Walderbach.

  • 85 Schweitzer, Caspar Anton, Das Copialbuch der Zisterzienser-Abtei Langheim in vollständigen Auszügen der Urkunden von 1142-1500, In: Bericht über das Wirken des Historischen Vereines zu Bamberg, 26 (1863), S. 1–47, S.28f.; Demattio, Helmut, Kronach. Der Altlandkreis, München 1998 (= Historischer Atlas von Bayern. Tl. Franken / 32, S. 26.

  • 86 Curtis, Daniel R., The Emergence of Concentrated Settlements in Medieval Western Europe: Explanatory Frameworks in the Historiography, In: Canadian Journal of History, 48/2 (2013), S. 223–251.

  • 87 Schreg, Rainer, Mönche als Pioniere in der Wildnis? Aspekte des mittelalterlichen Landesausbaus, In: Klöster und ihre Ressourcen. Räume und Reformen monastischer Gemeinschaften im Mittelalter, hrsg. v. Marco Krätschmer/ Katja Thode/ Christina Vossler-Wolf, 7 Bde. 2018 (= RessourcenKulturen, S. 39–58.

  • 88 Demattio, Kronach. Der Altlandkreis (wie Anm. 85), S. 26.

  • Breitstreifenflur Buchbach. Foto: Thomas Gunzelmann 2018

    Für die benachbarte „Einöde Teuschnitz“ liegen derartige Analogieschlüsse nicht so nahe, die Siedlungsformen wie auch die Ortsnamen differieren stärker. Immerhin findet sich am Nordrand dieses Gebietes mit dem Ort Rappoltengrün eine Siedlung, die in ihrem Bestimmungswort wohl sicher auf Raboto, den zweiten Abt von Langheim (1187 - 1207) zurückzuführen und damit als vom Kloster initiierte Gründung zu sehen ist. In ihrem Grundwort „-grün“ wie auch in ihrer Siedlungsform als hufeisenförmiges Rundangerdorf mit Radialhufenflur entspricht sie der Leitform des Frankenwaldes, die wohl von mehreren Herrschaftsträgern angewendet wurde. Es spricht einiges dafür, dass Langheim sich auf der ganzen Fläche des „solitudo“ engagierte, ein für alle Dörfer gültiger Nachweis steht noch aus.

    Rundangerdorf Rappoltengrün mit hofanschließender Breitstreifenflur (Hufenflur) Uraufnahme 1853 © Bayerische Vermessungsverwaltung

    Aber auch im bereits vor der Klostergründung besiedelten Raum ist Langheim als Gestalter von Dorf- und Flurstrukturen fassbar. Der Prozess der Konzentration von Siedlungen im Zuge der „Verdorfung“89 als auch die Wiederbesiedlung von Wüstungen lässt sich in Langheimer Quellen wie noch heute an überkommenen Siedlungsstrukturen nachvollziehen. So wurden in den trotz des Namens Neundorf schon älteren Ort (1227 erstmals erwähnt) im 13. Jahrhundert die kleinen Siedlungen Ursenfeld, Büten und Kleintambach sozusagen inkorporiert90 und dabei wohl die Ortsform im Sinne eines in dieser Zeit modischen Straßenangerdorfes geändert bzw. erweitert.

  • 89 Der Begriff geht zurück auf Abel, Wilhelm, Verdorfung und Gutsbildung in Deutschland zu Beginn der Neuzeit, In: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie, 9 (1961), S. 39–48.

  • 90 Geldner, Wüstungen (wie Anm. 77), S. 178; Fastnacht, Ehemaliger Landkreis Staffelstein (wie Anm. 73), S. 60, 376, 392.

  • Neundorf – Straßenanger wohl des 13. Jahrhunderts. Der Brunnen wurde 1787 von Michael Trautmann für den Garten des Tambacher Amtschlosses gefertigt und ist mit seiner Versetzung nach der Säkularisation ein Beispiel der „negativen“ Raumwirkung von Klöstern, wo aus Baumaterial abgerissener Klosterbauten andernorts neue Bauten erichtet oder Ausstattungsgegenstände transferiert wurden. Foto: Thomas Gunzelmann

    Ebenfalls in der Nähe des Klosterhofes Tambach erwarb Langheim die beiden Wüstungen Watzendorf (1304) und Haarth (1316). Hier wiesen die heute kaum mehr erhaltenen zeittypischen Flurformen – Watzendorf mit Schmalstreifenflur, Haarth mit Plangewannflur – auf Neu- und Umstrukturierungsvorgänge der Siedlungen hin. Im Fall des Letzteren spricht der südlich des heutigen Ortskernes gelegene Flurteil „Altenhaarth“ für die Verlegung und Neuanlage der Siedlung im 14. Jahrhundert. Im Fall von Watzendorf verlieh der Würzburger Bischof 12 Güter an Langheim mit dem Auftrag, sie zu verbessern.91

  • 91 MB 38, Nr. 201, S. 340; zit. nach Fastnacht, Ehemaliger Landkreis Staffelstein (wie Anm. 73), S. 401.

  • Auch wenn sich noch andere Beispiel anführen ließen, wird jetzt schon deutlich, dass sich Langheim schon wenige Jahrzehnte nach seiner Gründung neben der zisterziensischen Eigenwirtschaft ein weiteres und bald überwiegendes wirtschaftliches Standbein in Form der Rentengrundherrschaft aufbaute, was letztlich das Kloster zum Erwerb und zur Neugründung und Umstrukturierung ländlicher Siedlungen zu seinem wirtschaftlichen und politischen Vorteil brachte. Wie am Beispiel der Frankenwaldsiedlungen deutlich wird, die 1388 an den Bamberger Bischof Lamprecht von Brunn verkauft werden mussten, war dies nicht immer von Erfolg gekrönt.92 Gerade diese aber sind noch heute in weiten Teilen Zeugen der großflächigen Gestaltung der Kulturlandschaft durch die Zisterzienser.

  • 92 Geldner, Ferdinand, Das älteste Urbar des Cistercienserklosters Langheim, Würzburg 1952 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte : Reihe X, Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte Frankens 3), S. 29-35.

  • Höfe und Bauten im Eigenbesitz

    Aufgrund seines kleineren Herrschaftsraumes und seiner nur schwach ausgebildeten Eigenwirtschaft sind die funktionalen Bezüge von Banz auch in diesem Zusammenhang geringer als die Langheims. Neben dem zentralen Klosteramt besaß Banz in der Frühen Neuzeit noch zwei weitere sehr kleine, aus heimgefallenen Rittergütern hervorgegangene Klosterämter in Banz und Buch a. Forst.93 Hier ließ es im 18. Jahrhundert zwei Amtsschlösser errichten, 1721/22 unter Abt Benedikt Lurz in Buch am Forst und 1772/74 in Gleusdorf.94 Dazu trat noch das 1728 erbaute „Schlößlein“ in Gnellenroth, das die Mönche auch als Sommersitz nutzten.95

  • 93 Zu den komplexen Rechtsstrukturen in diesen Banzischen Amtsdörfern vgl. Wüst, Wolfgang, Kloster Banz als ein benediktinisches Modell. Zur Stiftsstaatlichkeit in Franken, In: Zeitschrift für Bayerische Kirchengeschichte, 70 (2001), S. 44–72, S. 54f.

  • 94 Dippold, Banz (wie Anm. 38), S. 200 u. 203.

  • 95 Laut Roppelt, Hochstift Bamberg (wie Anm. 64), S. 210 aus meranischen Besitz 1248 an Banz gegangen; Dippold, Banz (wie Anm. 38), S. 206; Gunzelmann, Erhebungsbogen (wie Anm. 53), S. 253.

  • Links: Ehem. Banzer Amtsschloss in Gleusdorf Zeichnung: Adam Friedrich Thomas Ostertag 1840 Staatsbibliothek Bamberg, Msc.Add. 372/0028. Foto: Gerald Raab. Rechts: Ehem. Banzer Amtsschloss in Gleusdorf. Foto: Winfried Gunzelmann 2023

    Im Vergleich zu dem, was Langheim in diesem Zeitraum an Amtssitzen und Sommerschlössern bauen sollte, war dies durchaus bescheiden. Dies hinderte Johann Baptist Roppelt nicht daran, diese Bauten in Kartuschen auf seinen Klosterkarten stolz wiederzugeben. Wie Banz besaß Langheim neben dem eigentlichen und größten Klosteramt zwei weitere Ämter, Tambach und Kulmbach, beide erheblich größer als die Banzischen. Tambach erwarb die Zisterze schon 1153, spätestens im 13. Jahrhundert wurde von hier aus der umfängliche Besitz in der Region verwaltet. Um 1800 gruppierten sich nun um den Amtshof oder zutreffender dem Amtschloss das Richterhaus, das Gärtnerhaus, das Forsthaus, das Jägerhaus, eine Mühle, eine Ziegelhütte und das obligatorische Wirtshaus96, fast alles bis heute überliefert. Zwischen 1696 und 1786 entstand hier in mehreren Phasen und doch in recht geschlossener Anmutung die Dreiflügelanlage des Amtsschlosses nach Plänen von Leonhard Dientzenhofer und Sebastian Weber, auch als Sommerschloss genutzt.97 Auch am Sitz des wichtigen Wirtschaftshofes Trieb entstand ein Schlösschen als Sommersitz des Abtes Gallus Knauer, ab 1723 durch den Coburger Architekten Johann Georg Brückner.98 Ein weiteres Schlösschen, hervorgegangen aus einem 1618 erworbenen Rittergut derer von Giech99 besaß die Abtei in Giechkröttendorf, aufgrund seiner geringeren wirtschaftlichen Bedeutung beließ man es weitgehend in der 1571/1576 von den Besitzvorgängern erbauten Form.

  • 96 Geldner, Langheim (wie Anm. 20), S. 106.

  • 97 Korth, Thomas, Zur Entstehungsgeschichte des Schlosses Tambach. Methodisches zur Baugeschichtsforschung, In: BHVB, 120 (1984), S. 445–456; Ruderich, Das Zisterzienserkloster Langheim als Bauherr am Obermain (wie Anm. 22), S. 89.

  • 98 Ruderich, Das Zisterzienserkloster Langheim als Bauherr am Obermain (wie Anm. 22), S. 89.

  • 99 Geldner, Langheim (wie Anm. 20), S. 86.

  • Ehemals Langheimisches Amtschloss in Tambach. Foto: Th. Gunzelmann 2023

    Ein spezifisches Merkmal der zisterziensischen Klosterlandschaften sind die Stadthöfe, schon im Hochmittelalter zum Verhandeln des Überschusses landwirtschaftlicher Produkte und teils auch als „diplomatische Vertretungen“ in den wachsenden Städten eingerichtet. Langheim hat da vergleichsweise wenige, aber doch sehr aufschlussreiche Vertreter. Der Stadthof in der ehemaligen Hauptstadt des Markgraftums Kulmbach war spätestens nach dem Wechsel des Residenzsitzes nach Bayreuth eher Amtshof für die Besitzungen in diesem Gebiet, weswegen dazu auch ein 1748/49 neugebautes Vorwerk in der Blaich zu rechnen ist, das die Keimzelle der späteren deswegen sogenannten Mönchshofbrauerei bildete.100 Der Langheimer Hof wurde unter Gallus Knauer durch Leonhard Dientzenhofer 1691/94 schlossartig erneuert, die Stadt überragend, so dass er schon damals als städtebauliche Dominante gesehen werden musste, und das als Bau eines katholischen Ordens in einer protestantischen Stadt.

  • 100 Fickenscher:, J. W. A., Versuch einer Geschichte des der ehemaligen Cisterzienser Abtei Langheim, nun dem Hause Brandenburg zugehörenden sogenannten Mönchshofes zu Culmbach, Kulmbach 1804; Peilnsteiner, Holger, Der Langheimer Amtshof in Kulmbach: zur Geschichte eines ehemaligen Klosterhofs der Zisterzienser aus Langheim, Kulmbach 2011.

  • Langheimer Amtshof in Kulmbach. Foto: Holger Peilnsteiner

    Schon 1154 übereignete Bischof Eberhard II. den wenig zuvor gegründeten Zisterzienserklöstern Ebrach, Heilsbronn und Langheim eine Kurie am Westrand der Domburg zur gemeinsamen Nutzung, die später in den alleinigen Besitz Langheims überging. Die Vierflügelanlage ist in den südlichen Teilen als überformter Renaissancebau erhalten, wie der durch den barocken Erweiterungsbau von 1739/42 verdeckte Giebel zeigt, der stilistische Ähnlichkeiten zum Ratsstubenbau der Alten Hofhaltung aufweist und deswegen auch Erasmus Braun um 1575 zugeschrieben wurde.101

  • 101 Breuer, Tilmann/Oswald, Friedrich/Piel, Friedrich/Schwemmer, Wilhelm, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler / Georg Dehio.Bayern I: Franken: Die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken, 2. Aufl. 1999, S. 143.

  • Langheimer Hof in Bamberg. 3D-Modell: Arnold Kreisel

    Aber nicht nur die Verwaltungsbauten Langheims waren repräsentativ, dies gilt in weiten Teilen auch für die Wirtschaftsbauten. Zu den ältesten erhaltenen Nutzbauten zählt das schlossartige Langheimer Wirtshaus in Hochstadt a. Main von 1605, erbaut unter Abt Johann Bückling, möglicherweise durch den Coburger Architekten und Maler Peter Sengelaub.102 Der Wirtschaftshof des wichtigen Klosterortes Trieb wurde 1727-45 zu einer barocken „Hofmeisterei“ ausgebaut.103

  • 102 Dippold, Günter, Zur Baugeschichte des langheimischen Wirtshauses in Hochstadt, In: Vom Main zum Jura, (1986), S. 19–36.

  • 103 Ruderich, Das Zisterzienserkloster Langheim als Bauherr am Obermain (wie Anm. 22), S. 89

  • Berghof Trieb (Lkr. Lichtenfels) Foto: Christoph Morrissey

    Schon zuvor aber hatte das Kloster in der Mainaue 1692/93, in der Nähe seiner Wiesen und einer ausgedehnten Teichanlage einen Stall- und Speicherbau durch Leonhard Dientzenhofer errichten lassen, der in der großen und vielfältigen Zahl barocker zisterziensischer Klosterhöfe europaweit eine Sonderstellung einnimmt. Der „Nassanger“ ist ein dreigeschossiger Ringbau auf nahezu kreisförmigem Grundriss mit 51 Metern Durchmesser in einer schmucklosen, nach außen hin fast abweisenden Form, nahezu ausschließlich der Funktion verpflichtet, möglichst viel Stauraum bei kleinstmöglicher Wandfläche zu bieten.104 Am anderen Ende der Skala stehen kleine Wirtschaftshöfe, wie etwa der Mönchshof bei Döringstadt, der sich als bäuerlich anmutender Vierseithof einzig durch seine Alleinlage von Hofanlagen der Region unterschied. Leider wurde ihm gerade diese Eigenschaft zum Verhängnis, was sein bauliches Schicksal betrifft.

  • 104 Ruderich, Peter, Der Nassanger bei Lichtenfels. Untersuchungen zu Form und Funktion eines einmaligen Profanbaus des 17. Jahrhunderts, In: Beiträge zur Fränkischen Kunstgeschichte, 1/2 (1996), S. 180–191.

  • Nassanger, Leonhard Dientzenhofer 1692/93, Südfassade. Foto: Thomas Gunzelmann

    Auf weitere von Langheim direkt oder indirekt zu verantwortende Wirtschaftsbauten kann nur kursorisch eingegangen werden, zu nennen wären etwa Brauhäuser wie das des Klosterhofes Tambach oder Mühlen, wie die Hochstadter am Main.

    Ehemalige Langheimer Mühle ind Hochstadt a. Main. (Lkr. Lichtenfels) Foto: Thomas Gunzelmann

    War schon bei den Profanbauten die Reichweite, Zahl und Dichte wie auch die Repräsentativität und damit die funktionale Landschaftswirkung im Fall von Langheim erheblich höher als von Banz, so trifft dies auch für Kirchenbauten außerhalb der Klosteranlage zu. Über Vierzehnheiligen braucht an dieser Stelle nicht mehr geredet zu werden, es ist laut Peter Ruderich das „herausragendste Beispiel der ‚politischen Architektur‘ des Klosters, das zudem ungewöhnlich weit in die Landschaft ausstrahlt105, nicht nur visuell, sondern auch strukturell über seine Wallfahrtswege. Grundsätzlich versuchte Langheim auf alle kirchlichen Bauten, Kirchen, Kapellen und Pfarrhäuser Einfluss zu nehmen. Im 18. Jahrhundert gehen immerhin fünf Neubauten auf klösterliche Initiative zurück, darunter zwei kleine Wallfahrtskirchen mit eher lokalen Einzugsgebiet in Pfaffendorf und Neudorf bei Weismain. 1743 ließ das Kloster die Kreuzkapelle bei Isling durch Johann Thomas Nißler erbauen.106 Selbst in der weit entfernten, aber Langheim inkorporierten Pfarrei Merkershausen im Grabfeld erbaute es 1737-43 die Pfarrkiche neu, wie zuletzt auch noch die Kirche in Autenhausen 1774.107

  • 105 Ruderich, Das Zisterzienserkloster Langheim als Bauherr am Obermain (wie Anm. 22), S. 92.

  • 106 Ruderich, ebd, S. 91.

  • 107 Ruderich, ebd, S. 91f.

  • Kreuzkapelle bei Isling (Lkr. Lichtenfels) Foto: Christoph Morrissey

    Banz hatte dem wenig entgegenzusetzen. Zu nennen wäre die dem Kloster südlich auf einer Bergkuppe gegenüber gelegene Kapelle St. Aegidius, die vom Kloster wohl eher stiefmütterlich behandelt und in den 1820er-Jahren abgebrochen wurde.108

  • 108 Hotz, Kloster Banz (wie Anm. 16), S. 55.

  • Kulturlandschaftliche Elemente

    In direkten Bezug zum Kloster lagen Gartenanlagen, die vor allem im 18. Jahrhundert ausgebaut wurden. Hier war Banz flächenmäßig aktiver. Es besaß einen „Baum- und Gemüs-Garten“ nordwestlich des Klosters, der um 1722 umzäunt und vielleicht auch terrassiert wurde.109 Einen Ziergarten gab es bis dahin nicht, einen gewissen Ersatz hierfür bot der 1730 „mit steinernen tisch und bencken“ angelegte Mönchsspielplatz.110 Erst 1781 ließ Abt Valerius Molitor einen Garten für den Konvent mit sechs Terrassen, möglicherweise nach dem Vorbild des Michelsberger Terrassengartens von 1763 in Bamberg am Hang zum Main hin anlegen.111 Eine weitere, englische Gartenanlage legte Johann Baptist Roppelt ab 1790 an, er bezeichnete sie als seine Eremitage112. Alle diese Gartenanlagen sind heute nur noch rudimentär wahrnehmbar. Langheim besaß nördlich der Klosterkirche ebenfalls einen wohl nach 1740 angelegten Terrassengarten, der von einer Orangerie bekrönt wurde. Jene war 1853 noch als Wohnhaus erhalten, heute aber einschließlich der Terrassen verschwunden. Östlich des Klosters lag die „Neue Obst-Anlag“, ein kurz vor 1800 angelegter, ebenso terrassierter Zier-Nutzgarten113, dessen Grundstruktur morphologisch noch erhalten ist, großteils allerdings von einem Neubaugebiet überformt.

  • 109 Der die Nutzung anzeigende Name nach Meyer, Kleine Reisen (wie Anm. 39), S. 62; Hotz, Kloster Banz (wie Anm. 16), S. 106.

  • 110 Hotz, Kloster Banz (wie Anm. 16), S. 106 und Endnote 428.

  • 111 Meyer, Kleine Reisen (wie Anm. 39), S. 143; zu Simon Pölzel Weiß, Eckehart, Wiederentdecktes aus den versunkenen Gärten. Ein Blumenstrauß von Simon Pölzel, Schloßgärtner zu Greifenstein, In: Heimat Bamberger Land, 7/3+4 (1995), S. 97–104.

  • 112 Heß, Verteidigungsschrift (wie Anm. 48), S. 50/51.

  • 113 Roppelt, Hochstift Bamberg (wie Anm. 64), S. 383.

  • Ehemaliger Terrassengarten des Kloster Banz, angelegt 1788. Kartengrundlage: Überlagerung der Schummerung mit der Uraufnahme. © Bayerische Vermessungsverwaltung

    Flächenmäßig am größten war der kulturlandschaftliche Einfluss der beiden Klöster auf den Wald. Hier besteht eine jahrhundertelange grundsätzliche Nutzungskontinuität und bis heute Besitzeinheit, wenn gleich die Nutzungsform nicht mehr der Mittelwald, sondern der Hochwald ist. Die Klosterwaldungen von Banz erstrecken sich noch heute geschlossen über das Doggermassiv der Banzer Berge, heute im Besitz des Herzoglich Bayerischen Forstgut Banz. Langheim selbst ist umgeben von den drei Klosterwäldern Schwarzwald, Buchrangen und Vierzehn-Heiligen-Wald114, heute ist der Staat Besitznachfolger. Südlich des Klosterhofes Tambach lag der ausgedehnte Mönchswald, heute im Besitz der Grafen von Ortenburg.

  • 114 Knapp dazu Krings, Wilfried, „... und bitten nochmals dringend, einen Stein unserem Unternehmen gütigst zuwenden zu wollen.“ Hundert Jahre Wittelsbacher Stein bei der Altenburg in Bamberg, In: Bericht des historischen Vereins Bamberg, 139 (2003), S. 187–262, S.82.

  • Vor allem Zisterzienser zeichneten sich über die Jahrhunderte – ursprünglich bedingt durch die strengen Fastenregeln – als Teichwirte aus. Dies war auch in Langheim so. Mindestens seit dem 14. Jahrhundert gab es in der Klostergemarkung Weiher zur Fischzucht, aber auch zur Regulierung der Wasserverhältnisse im Kloster. 1676 sind sechs Teiche urbariell nachweisbar115, aus dem Klosteratlas von 1742 sind 11 größere und kleinere Weiher zu rekonstruieren.116 Davon sind vier in teilweise rekonstruierter Form erhalten dazu Weiherdämme wie der des „Unteren Gabelweihers“. Des weiteren besaß Langheim ein großflächiges Weiherareal um Trieb. Dort sind zwei Weiher im Süden, der Doktorsweiher und der Heidweiher erhalten. Im Norden ist der „Lange Weiher“117 noch in Teilen bespannt, während von zwei weiteren immerhin noch die Weiherdämme erhalten sind. Auch am Tambach besaß Langheim eine Weiherkette, von der neben dem „Großen Teich“ direkt am Amtsschloss noch zwei weitere bespannt sind.

  • 115 Thiem, Kulturlandschaftsinventarisation (wie Anm. 77), S. 97.

  • 116 Simmler, Steffen, Historische Kulturlandschaft erfasst und sichtbar gemacht. Computergestützte Rekonstruktion einer Kulturlandschaft des 18. Jahrhunderts – das Beispiel Langheim, In: Schönere Heimat, 93/2 (2004), S. 101–108, S. 107.

  • 117 Dippold, Günter/Krappmann, Alexander, Der „Nassanger Weiher“ in Trieb: Geschichte und Bedeutung. Auszeichnung „Kulturgut Teich“ am 13. August 2013, hrsg. v. Teichgenossenschaft Oberfranken, Thiersheim 2013.

  • Doktorsweiher Trieb (Lkr. Lichtenfels), erhaltener Teil der Trieber Teichkette. Foto: Christoph Morrissey

    Unten: Weiherdamm des ehemaligen Straßweihers bei Trieb. Foto: Thomas Gunzelmann

    Banz trat dagegen weit zurück. Die Relikte seiner Teichwirtschaft sind vor allem zwischen Schönsreuth und der Schönsreuther Mühle erhalten, wiewohl jene Roppelt schon 1801 als „fast eingegangen“ bezeichnete.118

  • 118 Roppelt, Hochstift Bamberg (wie Anm. 64), S. 215.

  • Auch auf die Verkehrsbeziehungen hatten die beiden Klöster Einfluss. Seit dem Spätmittelalter bildete sich um Vierzehnheiligen ein Netz von Wallfahrtswegen heraus, die noch heute mit Ketten von Bildstöcken, bisweilen mit Nothelfermotiv, und Feldkreuzen ausgestattet sind. Höhepunkt solcher religiösen Wege war die direkte Verbindung von Langheim nach Vierzehnheiligen. 1714 richtete man dort einen kleinen Kreuzweg mit sieben Fußfällen ein, die heute leider nicht mehr am historischen Weg verteilt, sondern am Friedhof von Vierzehnheiligen versammelt sind.

    Der letzte Abt Candidus Hemmerlein ließ schließlich zur Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse „Chausseen“ nach Lichtenfels, Isling und Vierzehnheiligen bauen.119 Auch im verkehrlichen Zusammenhang konnte Banz noch nach der Säkularisation noch wirksam sein. 1817 ließ Herzog Wilhelm auch die Straße von Unnersdorf nach Banz neu trassieren und mit der prägnanten Pappelallee versehen.120

  • 119 Thiem, Kulturlandschaftsinventarisation (wie Anm. 77), S. 96, nach Jaeck, Heinrich Joachim, Materialien zur Geschichte und Statistik Bambergs, Bamberg 1809 (= Geschichte Bambergs von der Entstehung des Bisthums im Jahre 1006 bis auf unsere Zeiten, S. 147.

  • 120 Theodori, Geschichte und Beschreibung, 2. Aufl. (wie Anm. 41), S. 30; Krings, Stein (wie Anm. 114), S. 191 sieht die Pappelallee als Reminiszenz an die mit Linden und Pappeln bepflanzte Königsallee in Düsseldorf, der vorherigen Residenzstadt Herzog Wilhelms.

  • Pappelallee nach Banz. Historische Postkarte

    Die strukturell-funktionale Raumwirkung der beiden Klöster manifestiert sich in materiellen Hinterlassenschaften, sei es baulicher oder landschaftlicher Art. Sie lassen sich je nach Ausprägung als einzelne Punkte, als Linien- oder Flächenelemente kartieren. Insgesamt zeigt sich Banz räumlich beschränkter als Langheim, wenngleich es in seinem engeren Stiftsgebiet durchaus prägende Bauten und landschaftliche Strukturen hinterlassen hat. Langheim greift hier viel weiter aus, sowohl in seinen punktuellen Elemente wie den entfernten Stadthöfen in Bamberg oder Kulmbach als auch in seinen flächenhaften Wirkungen. Wiewohl der letzte sichere Nachweis fehlt, scheint es in den 200 Jahren seiner Herrschaft im Frankenwald die bis heute an ihren Orts- und Flurstrukturen ablesbare Rodungslandschaft geprägt zu haben.

    Die strukturelle und funktionale Raumwirkung der Klöster Banz und Langheim

    Die assoziativ-symbolischen Bezüge

    Alle Landschaften sind symbolisch“, so das Diktum des einflussreichen englischen Kulturgeografen Denis Cosgrove.121 Folgt man ihm, so lassen sich auf die landschaftlichen Bezüge des Denkmals symbolisch grundieren. Symbolische Bezüge erklären sich etwa aus der inhärenten Bedeutung der Lage des Denkmals im Raum. Kurz zusammengefasst: Die Lage von Banz steht symbolisch für die Himmelsnähe, die von Langheim für die Weltabgeschiedenheit.

  • 121 Cosgrove, Denis E., Social Formations and Symbolic Landscape, London 1984; zit nach Simms, Anngret, Neue Wege der historisch-geographischen Erforschung von Stadtlandschaften in der Anglo-Amerikanischen Geographie, In: Vielerlei Städte. Der Stadtbegriff, hrsg. v. Peter Johanek/ Franz-Joseph Post, Köln/Weimar/Wien 2004 (= Städteforschung. Reihe A: Darstellungen 61), S. 53–70, S. 58

  • Unsere beiden Beispiele folgen in Reinkultur dem seit dem Humanismus immer wieder zitierten Merkvers für die typische Lage von Klöstern unterschiedlicher Orden: „Bernardus valles, Benedictus montes amabat, oppida Franciscus, celebres Ignatius urbes“ manifestierte.122

  • 122 Der Merkvers stammt wohl von Henri Estienne (1531-1598), vgl. Stöferle, Dagmar, Montecassino, topologisch und typologisch, In: Über Berge. Topographien der Überschreitung, hrsg. v. Brigitte Heymann Goumegou Susanne/ Cornelia Wild, Berlin 2012, S. 32–37, S. 32, für die historische Geographie wohl erstmals herangezogen von Wimmer, Josef, Historische Landschaftskunde, Innsbruck 1885, S. 154, Fußnote 1.

  • Denkmale auf Berggipfeln haben fast immer symbolische Aussagen und damit Bezüge zur umgebenden Landschaft. In ihrer Herausgehobenheit kommen ihnen allenfalls noch Denkmale auf Inseln nahe.123 Der Berg war zu allen Zeiten und in allen Kulturen mit dem Mythos des Übergangs vom Irdischen zum Himmlischen verbunden. Auch im christlichen Glauben galten Berge als besonders gottnah, über dem Gipfel herrschte die Offenheit des Himmels. Schon Christus selbst heiligte die Berge.124 So nimmt es nicht wunder, dass Benedikt von Nursia das Mutterkloster seines Ordens auf dem Monte Cassino gründete. Banz entspricht dieser benediktinischen Ideallage, deren Zeichenhaftigkeit bereits herausgestellt wurde, etwa durch Joachim Hotz: „Machtvoll in den Türmen, die selbstbewusst gen Himmel weisen – Zeichen Gottes und Zeugnisse benediktinischen Wirkens, die niemand in dieser Landschaft und Lage übersehen kann.125

  • 123 Zur Insellage von Burgen, Klöstern und Schlössern vgl. Gunzelmann, Thomas, Residenzlandschaften am See als Typus einer Kulturlandschaft des 19. Jahrhunderts in Europa, In: Schloss – Stadt – Garten. Die Residenz als historische Kulturlandschaft, hrsg. v. Nationalkomitee der Bundesrepublik Deutschland ICOMOS, Rostock 2019 (= ICOMOS Hefte des Deutschen Nationalkomitees LXXI), S. 84–97, hier S. 86-89.

  • 124 Stillig, Jürgen, Heilige Berge: Exzellenz, Entzauberung und Absurdität, Hildesheim 2018 (= Hildesheimer Beiträge zu Theologie und Geschichte Band 8), S. 1415, 1412, 1008.

  • 125 Hotz, Kloster Banz (wie Anm. 16), S. 110/111.

  • Langheim dagegen folgt eindeutig den in den Ordensstatuten normierten Vorstellungen über die räumlichen Voraussetzungen für eine Klosterniederlassung. Sie sollte in versumpften Gebieten, undurchdringlichen Wäldern möglichst in der Nähe von Wasser erfolgen. Weltabgelegenheit und Askese waren die weiteren gewünschten Bedingungen.126 Die Beschreibung der Lage des Mutterklosters Morimond, dessen sprechender Name „Tod der Welt“ schon alles bereit hält, was nominell angestrebt wurde, könnte rein topografisch wie in der Vorstellungswelt auf die Situation um Langheim im 12. Jahrhundert zutreffen: „Es war ein enges, feuchtes und tiefes Thal, umgeben von hohen Forsten, aus denen sich mehrere Bäche ergossen, und ohne irgendeinen gebahnten Weg, der das Thal zugänglich machen konnte: überall das Schweigen der Wüstenei und des Todes.“ Kleinräumig folgt Langheim dieser Norm, auch wenn die Einsamkeit zunächst durch Absiedlung bestehender Höfe oder Weiler verstärkt werden musste. Großräumig betrachtet lagen wichtige Verkehrslinien, aber auch Märkte und Städte nicht weit entfernt. Letztendlich folgt die Standortwahl den Vorstellungen der Stifter, die damit ihren politischen Einfluss ausbauen und absichern wollten.

  • 126 Rüther, Andreas, Neues Kloster und altes Land. Die Zisterzienser im deutschen Altsiedelgebiet im Hochmittelalter. I, In: Norm und Realität: Kontinuität und Wandel der Zisterzienser imMittelalter., hrsg. v. Franz J. Felten/ Werner Rösener, Münster 2009 (= Vita regularis 42), S. 325–344, S. 335.

  • Schon im Spätmittelalter wandelten sich die Zisterzienser trotz ihrer früheren Ablehnung seelsorgerischer Betätigung zu wesentlichen Trägern der Wallfahrtsidee. Erst recht, seit sich mit dem Protestantismus eine Alternative zur katholischen Glaubenswelt dauerhaft etablierte, verankerten sie verstärkt Symbole des „wahren“ Glaubens in der Landschaft, auch und gerade Langheim. Dabei spielen die Landschaft und auch der konkrete Ort eine erhebliche Rolle. Vierzehnheiligen wird in der Rechtfertigungsliteratur Langheims immer als „locus sanctus“ bezeichnet.127 Der Kultort nimmt dabei eine europäische Sonderstellung ein: Es geht ausschließlich um den Ort als Schauplatz der Erscheinung, erstmals entsteht ein Kult ohne materielle Relikte eines Heiligen, ohne Gnadenbild oder sonstigen Kultgegenstand.128 Die Ausrichtung der weithin sichtbaren Doppelturmfassade der Wallfahrtskirche nach Westen ist nicht allein, wahrscheinlich sogar untergeordnet, dem Bezug zu Banz geschuldet, sondern der Zuwendung zum Maintal mit seinen Verkehrswegen, auch um damit den Pilgern das Ziel ihrer Wallfahrt vor Augen zu führen.129 Für den Pilger war zudem die Annäherung dramatisch gesteigert, denn nachdem die Kirche schon über weite Entfernung zu sehen war, verschwindet sie beim Anstieg wieder, um dann, nach dem Durchwandern des vorgelagerten Waldes, umso prächtiger wieder aufzutauchen.130

  • 127 Ruderich, Vierzehnheiligen (wie Anm. 34), S. 343.

  • 128 Guth, Klaus, Vierzehnheiligen und die Anfänge der Nothelferverehrung. Anatomie einer Wallfahrtsgenese. Josef Dünninger zum 75. Geburtstag, hrsg. v. Stadt Staffelstein, Staffelstein 1980, S. 233–252, S. 247.

  • 129 Ruderich, Vierzehnheiligen (wie Anm. 34), S. 345.

  • 130 Ruderich, ebd, S. 343.

  • In assoziativer Hinsicht auch in Bezug auf die Landschaft am wirkmächtigsten wurde Banz schließlich eher durch einen Zufall. Bei einem wohl durch einen heute Burnout genannten bedingten, eher zufälligen, mehrwöchigen Kuraufenthalt 1859 im nunmehr frühtouristisch genutzten ehemaligen Kloster schrieb Joseph Victor von Scheffel hier unter dem Titel „Wanderfahrt“ den Urtext des Frankenliedes.131 Auf ihn geht der heute noch in den Diskursen des Fremdenverkehrs wie des Landschaftsschutzes bemühte Begriff des „Gottesgartens“ zurück, der mit Sicherheit durch die Aussicht nicht nur vom Staffelberg, sondern von der Banzer Terrasse inspiriert wurde. Nicht nur aus diesem Text geht hervor, dass der Dichter in Banz ein „Landschaftserlebnis“ hatte.132 Dabei spielt gerade das Zusammenspiel der beiden Denkmale Banz und das von Langheim ausgehende Vierzehnheiligen bei der Begründung dieses Topos die entscheidende Rolle.

  • 131 Kohles, Heinrich, Joseph Viktor von Scheffel, der Dichter des Frankenliedes, In: 100 Jahre Landkreis Staffelstein, hrsg. v. Landkreis Staffelstein, 1962, S. 107–123, S. 117; Gutgesell, Natalie, Minnesänger, Kreuzritter und der Mönch von Banth. Scheffels Banz-Aufenthalt im Zusammenhang mit dem Wartburg-Roman, In: „Ich fahr in die Welt”. Vorträge zu Joseph Victor von Scheffel, Halle (Saale) 2016, S. 11–59.

  • 132 So Kerling, Richard, Literatur in der Provinz: ein Rückblick auf 150 Jahre poetisches Schaffen am Obermain, In: Im oberen Maintal auf dem Jura, an Rodach und Itz, hrsg. v. Günter Dippold/ Josef Urban, 1990, S. 421–468, S. 424. Das Gedicht „Waldpsalm“ etwa nimmt Bezug auf den Mönchsspielplatz, siehe Kerling, ebd, S. 427.

  • Fazit

    Strenggenommen ist es nicht das Denkmal als materielles Objekt, das die Landschaft prägt, sondern es waren die Menschen, die das Denkmal erbaut, umgebaut und von dort aus ihren grundherrschaftlichen Einflussbereich gestaltet und über ihre religiöse und geistige Tätigkeit den materiellen Ort auch assoziativ mit der Landschaft verbunden und diese sogar in gewissen Maß auf das Objekt zentriert hatten. Aber die Landschaft bedingte auch Reaktionen des Menschen in seiner jeweiligen Zeitgebundenheit. So stellte Tilmann Breuer fest: „[D]ie markante Gestalt der Erdoberfläche fordert das menschliche Handeln, die kultivierende Leistung des Menschen heraus, das Bergheiligtum ist zuallerst geeignet, Denkmallandschaften zu charakterisieren.“133

  • 133 Breuer, Tilmann, Denkmäler und Denkmallandschaften als Erscheinungsformen des Geschichtlichen, In: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege, 40 (1986) (1989), S. 350–370, S. 361.

  • Andererseits blieben die materiellen Objekte Banz und Langheim als Zeugnis der kulturellen Produktion von Landschaft bestehen und bildeten damit eine Konstante, an der sich nachfolgende Akteure aus unterschiedlichsten Gründen und Motivationen heraus immer wieder zu orientieren hatten. Und dies erfolgte auch über die großen Brüche der Säkularisation hinweg, so dass wir heute noch in der Lage sind, ihre Funktion als landschaftsprägende Denkmale zu analysieren und als Bestandteil einer künftigen Raumentwicklung zugänglich zu machen.

    Literatur

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